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Norwegische Schriftstellerin Maja Lunde ist Botschafterin der Bienen

Maja Lunde wollte eigentlich nur ein Buch schreiben, das sie selbst gern lesen würde. Das Ergebnis, "Die Geschichte der Bienen", gefällt auch Tausenden Lesern. Doch die Norwegerin ist mit dem Thema Klima noch nicht fertig.

Von Interview: Sigrid Harms, dpa 05.09.2017, 09:42

Oslo (dpa) - Seit Mai führt der Roman "Die Geschichte der Bienen" der Norwegerin Maja Lunde (42) die deutsche Spiegel-Bestsellerliste an. Was wie ein Sachbuch klingt, ist ein aufrührender Roman über Menschen in drei Epochen, für die die Bienen existenzielle Bedeutung haben.

Im Interview der Deutschen Presse-Agentur spricht Maja Lunde darüber, warum die Bienen mehr sind als kleine nervige Wesen:

Frage: Sie haben Drehbücher, Kinder– und Jugendbücher geschrieben, woher kam die Inspiration zu "Die Geschichte der Bienen"?

Antwort: Ich hatte Lust, etwas für Erwachsene zu schreiben, etwas das ich selbst gern lesen möchte. Am Anfang habe ich über Dinge geschrieben, die nah an meinem eigenen Leben waren. Aber die Texte wurden nicht wirklich gut. Mein eigenes Leben ist sehr gewöhnlich und langweilig. Dann sah ich im Juni 2013 einen Dokumentarfilm über die Bienen und bekam das Gefühl: Da geht die Glühbirne über meinem Kopf an.

Frage: Warum hat Sie das Thema berührt?

Antwort: Ich wusste, dass die Bienen bedroht sind, bevor ich diesen Dokumentarfilm gesehen habe. Doch bis dahin waren das für mich kleine nervige Wesen. Mit dem Film wurde mir so richtig klar, dass wir total abhängig sind von Insekten. Es war faszinierend zu sehen, wie hochentwickelt die Biene und ihre Bienenstöcke sind. Wie so kleine Wesen so etwas Großes erreichen können. Alle arbeiten für das gleiche Ziel. Das ist ein gutes Bild für die Erde. Alles hängt mit allem zusammen. Und diese kleinen Wesen, die in unserem Garten herumfliegen, sind zu einem bedeutenden Maß Teil des großen Bildes.

Frage: Und nun sind Sie zur Botschafterin der Bienen geworden?

Antwort: Ja, in gewisser Weise bin ich das wohl. Dass der Roman so erfolgreich werden würde, habe ich mir nicht vorstellen können. Als ich das Buch geschrieben habe, war ich sehr in meiner eigenen Blase. Ich schrieb eigentlich nur ein Buch, das ich selbst lesen wollte.

Frage: Daraus sollen nun vier Bücher werden, ein Klima-Quartett?

Antwort: Schon als ich mit den Bienen gearbeitet habe, bekam ich Ideen für weitere Bücher zu dem Thema. Also schon im Herbst 2013 hatte ich die Idee zu dem, was jetzt in dem Buch "Blå" vorkommt.

Frage: Worum geht es in "Blå"?

Antwort: Es geht um Wasser und den Konflikt darum. Es spielt in Südeuropa 2041, wo fünf Jahre hintereinander Dürre und schreckliche Waldbrände herrschen. Vieles von dem, was wir in den letzten Sommern bereits erlebt haben, nur noch schlimmer. Dort treffen wir einen jungen Vater, der mit seiner kleinen Tochter auf der Flucht ist. Sie haben den Rest der Familie verloren und versuchen, ihn zu finden. Gleichzeitig werden wir bekannt mit einer norwegischen Frau, die fast 70 Jahre alt ist. Sie ist in einer Stadt an der Westküste aufgewachsen ist und kehrt dorthin zurück, weil dort aus Gletschern Eis gewonnen werden soll. Und diese Gletscher liebt sie über alles. Sie lebt auf einem Boot, das "Blå" heißt, und begibt sich auf eine Segeltour. Wir verfolgen diese beiden Erzählungen parallel. Und eines Tages findet David ein verlassenes Segelboot, in der Zukunft.   

Frage: Das Schreiben ist für Sie harte Arbeit…

Antwort: Ja, das ist harte Arbeit. Ich mache mir viele Notizen und Handlungsskizzen und weiß ungefähr, was ich in meinem Text haben will. Aber ich schreibe auch sehr viel um. Bei "Blå" zum Beispiel war die letzte Version Nummer 10.

Frage: Ist Literatur ein gutes Werkzeug, um Klimabewusstsein zu schaffen?

Antwort: Ich habe "Die Geschichte der Bienen" nicht geschrieben, weil ich ein politisches Manifest schreiben wollte. Diesen Roman habe ich geschrieben, weil ich das drängende Bedürfnis hatte. Diese Geschichte wollte raus. Ich bin keine Politikerin, ich bin keine Klimaaktivistin. Aber dass so viele Lust haben, mein Buch zu lesen, zeigt, dass viele nicht nur eine gute Geschichte lesen wollen, sondern bereit sind, etwa zu ändern. Und Literatur gibt einem ja eher die Möglichkeit, sich in eine Situation hineinzuleben, als wenn man einen Report oder Zahlen liest.

Frage: Gefällt Ihnen die Rolle der Bienenbotschafterin im Moment?

Antwort: Ich finde es toll, dass ich über diese Dinge sprechen kann, weil das wichtige Dinge sind, für die ich mich engagiere. Man sollte über das schreiben, für das man eine Leidenschaft hat, für das man brennt, sagt man in Norwegen. Und das ist, was für mich jetzt wichtig ist. Alles andere fühlt sich gerade weniger wichtig an.  

Frage: Was glauben sie, warum ist ihr Buch gerade in Deutschland so erfolgreich?

Antwort: Ich habe den Eindruck, dass man in Deutschland viel weiter ist, wenn es um umweltgerechtes Denken geht. Wenn ich in Deutschland bin, sehe ich viel mehr ökologische Bücher als irgendwo anders in der Welt. Das finde ich sehr gut. Ich freue mich, im Herbst nach Frankfurt und Leipzig zu fahren. Ich saß ja hier zu Hause, während der Verkauf in Deutschland total abhob.

Maja Lunde bei BTB

Website Maja Lunde