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Légende Balsom und Poster: Werke für Trompete und Klavier

Eher selten gehört: Werke für Trompete und Klavier arrangiert und präsentiert von Weltklasse-Trompeterin Elison Balsom und Tom Poster am Piano.

Von Werner Voß, dpa 11.09.2017, 11:20

Berlin (dpa) - Von Klängen instrumentaler Pracht barocker Ausmaße bis zu virtuosen Transkriptionen und Jazz-Anklängen reicht die Bandbreite der Stücke für Trompete und Klavier auf "Légende", die Ausnahme-Trompeterin Alison Balsom und der Pianist Tom Poster vortragen.

Werke für Trompete und Klavier - was sich zunächst befremdlich anhört, ist gar keine so ungewöhnliche Kombination, denn "eine Trompete ist kein Instrument - sie ist eine Stimme. Eine Stimme mit der man eine Menge ausdrücken kann", sagt Startrompeterin Balsom. Das Live-Konzert des Duos aus der ehemaligen Kirche St. George's in London zeigt die große Bandbreite der Musik des 20. Jahrhunderts in all ihren Facetten, und beginnt mit einem aufregenden mehrsätzigen Werk des 1997 verstorbenen Neoklassizisten Jean Françaix.

Die lyrische Seite der glänzenden Königin der Blasinstrumente kommt besonders in der Legende für Trompete und Klavier des Rumänen George Enescu zur Geltung, der dazu von den rhapsodischen Erzählungen seines Heimatlandes inspiriert wurde. Heute kaum noch gespielt wird der Russe Alexander Fjodorowisch Goedicke, der die bei Trompetern und Publikum außerordentlich beliebte Konzertetüde op. 49 komponierte.

Sir Peter Maxwell Davies machte zunächst mit gewagten musikalischen Experimenten von sich reden. Sein kurze "Farewell to Stromness" war Teil der "Yellow Cake Revue", einer Sammlung von Stücken gegen die Uranförderung auf den Orkneys. Von ausgewogener Eleganz, komponiert nach dem Vorbild des klassischen Tanzes aus dem 18. Jahrhungert, das Menuett von Maurice Ravel.

Die Sonate für Trompete und Klavier von "Bürgerschreck" Paul Hindemith stammt aus dem Jahr 1939, nach seiner Flucht vor den Nazis. Die Komposition ist stark vom Zeitgeschehen beeinflusst und geht im düsteren Finale in eine Trauermusik über. Auch Bohuslav Martinú war ein Vertriebener. Der Böhme arbeitete in New York seine Begeisterung für Jazz in seine Sonatine ein, in der sich jazzige Anklänge mit Klassik und Volksmusik mischen.

"The Thoughts of Dr. May" von den beiden Interpreten Alison Balsom und Tom Polster geschrieben, wird zu Beginn und Ende von einer leidenschaftlichen Melodie getragen. Inspiration war ihnen der Musiker, Astronom und Aktivist Brian May, den beide neben der Band Queen als einen ihrer wichtigsten musikalischen Einflüsse nennen.

"Rondo for Lifey" ist eine Reihe von fünf kuriosen Miniaturen von Leonard Bernstein, die das launige Temperament des Terriers einer guten Freundin beschreiben. Der Hit "Someone to Watch over Me" aus dem Musical "Oh, Kay!" von George und Ira Gershwin wurde von Joseph Turrin für Trompete und Piano arrangiert. Balsom und Poster selbst bearbeiteten einen anderen Musical-Song: Der Ohrwurm "The Way You Look Tonight" von Jerome Kern aus "Swing Time".

Balsoms warmer, nie schriller Ton macht die Kabinettstücke zu einer wahren Ohrenweide, wobei das Zusammenspiel mit dem hervorragenden Tom Poster am Klavier für eine alte Anmutung der Musik sorgt, was aber auch den besonderen Reiz der Aufnahme ausmacht.