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Nach heftiger Debatte Nach Eklat um einen Ballorden: Dresden feiert im Walzertakt

Der Semperopernball ist ein gesellschaftliches Ereignis von internationaler Ausstrahlung. Nach dem Skandal um einen der Ballorden ist das Image ramponiert - umso mehr soll auch die 15. Ausgabe ein Erfolg werden.

07.02.2020, 01:56

Dresden (dpa) - Nach Tagen der heftigen Debatte um eine Preisverleihung und deren Konsequenzen heißt es zum 15. Mal in der Dresdner Semperoper: "Alles Walzer!".

Unter dem Motto "Märchenhaft rauschend - Dresden jubiliert" sollen sich wieder Tausende im Dreivierteltakt wiegen - im berühmten Opernhaus und auf dem Theaterplatz. Die sonst übliche Euphorie ist seit der Ehrung für Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi mit einem Ballorden im Vorfeld jedoch getrübt. Ihm wurde die Auszeichnung inzwischen aberkannt.

Nach dem Rückzug einiger Künstler und der Absage auch von SAP-Gründer Dietmar Hopp und seinem Laudator, Fußballmanager Uli Hoeneß, musste kurzfristig das Programm neu konzipiert werden. Die alljährliche Verleihung von St. Georgs Orden des Semperopernballs wurde gestrichen, der Ballverein kündigte "überraschende Momente mit noch mehr Kunst, Musik und Tanz" an. Sie versprechen ein "großartiges Fest mit internationalen Künstlern, spektakulären Darbietungen, tollen Debütanten und emotionalen Augenblicken".

Wer an der Seite von Schlagersänger Roland Kaiser moderiert, wird sich erst auf der Bühne zeigen. "Tagesschau"-Sprecherin Judith Rakers hatte sich ebenso wie die für sie engagierte Mareile Höppner zurückgezogen. Auch Kaiser hatte sich distanziert, will aber zusammen mit dem Publikum beweisen, dass das Herz des Semperopernballs für Pluralismus, Meinungs- und Pressefreiheit, Toleranz, Freiheit und Demokratie schlägt, wie er bei Facebook schrieb.

Es spielt das MDR-Sinfonieorchester unter Leitung von Kristjan Järvi und begleitet Künstler wie die Sopranistinnen Ruzan Mantashyan (Armenien) und Julia Muzychenko (Russland). Der wegen seines "Umweltsau"-Liedes in die Kritik geratene WDR Kinderchor singt und Rocksänger Peter Maffay ist der Mitternachts-Act. Er hatte seinen Auftritt mit Band an die Bedingung geknüpft, dass Ballchef Hans-Joachim Frey Al-Sisi den am 27. Januar überreichten Orden wieder aberkennt.

Auf dem Theaterplatz, den beim Semperopenairball alljährlich Tausende zur Tanzfläche für eine Nacht machen und die Show drinnen mitverfolgen können, will Amnesty International eine Mahnwache abhalten. Auf dem Schlossplatz gegenüber haben alternative Kunst- und Kulturschaffende zeitgleich zum "1. Dresdner SeifenOpernBall" geladen - satirischer Protest mit Defilee von der Neustadt in die Altstadt.