Christian Gauck verteidigt seinen Vater gegen Kritiker
Zwei Wochen vor der Wahl des neuen Bundespräsidenten verteidigt Joachim Gaucks ältester Sohn Christian seinen Vater gegen Vorwürfe, er sei zu DDR-Zeiten kein wirklicher Widerständler gewesen. Der frühere evangelische Pfarrer habe "sich nicht gegen alles gestellt, aber er hat als Pastor sehr konkret geholfen. Damit war er für uns ein Bürgerrechtler im wahrsten Sinne des Wortes", sagte Christian Gauck der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Der langjährige Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde Joachim Gauck soll am 18. März von der Bundesversammlung zum elften Bundespräsidenten gewählt werden.
"Viele haben meinem Vater schon in der Wendezeit schwer übelgenommen, dass er die DDR nicht reformieren, sondern abschaffen wollte", sagte Christian Gauck, der als Chirurg in einer Hamburger Klinik arbeitet. Frühere DDR-Oppositionelle hatten zuvor Gaucks Rolle in der Bürgerrechtsbewegung relativiert. So warf der Mitbegründer der DDR-Bürgerrechtsbewegung "Neues Forum", Hans-Jochen Tschiche, Gauck vor, sich 1989 erst sehr spät der Opposition angeschlossen zu haben. Dennoch habe er es sich gefallen lassen, als Bürgerrechtler gewürdigt zu werden.
Über seinen Vater und das Familienleben berichtete Christian Gauck, Joachim Gauck sei "immer unterwegs" und "für uns selten der Familienvater" gewesen. In seiner Arbeit als Pfarrer in Rostock-Evershagen, wo er eine Gemeinde aufbaute, sei der Vater aufgegangen, was beeindruckend gewesen sei. Für andere aber habe er sich immer mehr eingesetzt als für die eigene Familie, was ihn, Christian, oft "unglaublich enttäuscht" habe.
Der Philosoph Peter Sloterdijk rechnet unterdessen damit, dass Gauck aufgrund seiner "pastoralen Identität" bald vielen "auf die Nerven gehen" könnte. (epd)