Deutsche Post Der Expressbrief kommt trotz Streik an
Der Arbeitskampf bei der Deutschen Post wird härter. Erstmals sind auch
Briefträger und Paketboten in den Ausstand getreten. War bislang in
Sachsen-Anhalt vom unbefristeten Streik nicht viel zu spüren, könnte
sich das in den kommenden Tagen ändern.
Barleben l So mancher Kunde hat schon nachgefragt, ob denn sein Brief pünktlich den Empfänger erreichen wird, erzählt Kathrin Strube. Die 44-Jährige ist Inhaberin der Postagentur in Barleben. "Ich erkläre ihnen dann immer, dass sowohl Briefe als auch Pakete weiterhin nach Plan bei mir abgeholt werden." Ob die Sendungen anschließend über die Verteilzentren weitergeleitet werden, weiß sie aber nicht.
"Wenn der Kunde dringend ein wichtiges Dokument oder Paket verschicken möchte, empfehle ich ihm die Expresssendung", so Strube. Die sei zwar etwas teurer als übliche Sendungen, werde aber trotz Streiks zugestellt. Sowohl in Strubes Postagentur in Barleben als auch in anderen Postfilialen im Großraum Magdeburg ist an diesem Mittwoch kaum etwas vom Streik der Postmitarbeiter zu spüren.
In einer Filiale in der Magdeburger Innenstadt führte gar eine Mitarbeiterin des Meinungsforschungsinstituts TNS Infratest Gespräche mit Postkunden. "Die Post hat unser Institut beauftragt, eine bundesweite Studie zur Kundenzufriedenheit zu machen", erzählt Yvonne Kretzmann. Bei ihren Befragungen habe sich aber bislang kaum ein Kunde über den Streik beschwert. Ob sich das in den kommenden Tagen ändert?
Bereits an diesem Mittwoch sind erstmals neben den Mitarbeitern in den Paket- und Briefzentren auch Zusteller und Paketboten in den Ausstand getreten. Bundesweit waren es laut Verdi 14500, laut Post 11000 Beschäftigte, die sich am Streik beteiligten. In Mitteldeutschland folgten nach Gewerkschaftsangaben 700 Mitarbeiter dem Streikaufruf, darunter 200 in Sachsen-Anhalt.
Einem Sprecher der Post zufolge sollen die Kunden den Streik trotzdem weiter kaum zu spüren bekommen. Durch den Einsatz von Beamten und externen Dienstleistern würden 88 Prozent der Briefe und 93 Prozent der Paketsendungen weiterhin pünktlich zugestellt werden. Norman Schulze von Verdi in Magdeburg widerspricht: "Die Kunden müssen sich darauf einstellen, dass ein Brief drei bis vier Tage unterwegs sein wird." Am Mittwoch sei bereits in Burg und Magdeburg nicht mehr jede Sendung zugestellt worden.
Für Donnerstag hat Verdi die Streikenden zu einer Kundgebung in Leipzig eingeladen, die Gewerkschaft erwartet 1000 Teilnehmer. Dort wird es wieder um den Tarifstreit gehen. Verdi will neben einer Lohnerhöhung von 5,5 Prozent und einer verkürzten Wochenarbeitszeit vor allem erreichen, dass die Mitarbeiter in den 49 von der Post gegründeten Paketgesellschaften künftig nach dem Haustarif der Post bezahlt werden. In Sachsen-Anhalt arbeiten nach Angaben der Post 71 Beschäftigte in den DHL Delivery GmbHs, sie werden nach dem niedrigeren Tarif der Logistikbranche bezahlt.
Die Deutsche Post wiederum argumentiert, dass sie im Schnitt derzeit doppelt so hohe Löhne zahlen muss wie die Konkurrenten. Das beeinträchtige auf Dauer die Wettbewerbsfähigkeit. Die Gewerkschaft hält dagegen: Die Post wolle bis 2020 fünf statt drei Milliarden Euro an Jahresgewinnen einstreichen - und das auf dem Rücken der Beschäftigten.