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Eklat im NSU-Prozess: Vater von Uwe Mundlos beschimpft Richter

18.12.2013, 13:57

München - Im NSU-Prozess ist es beim Zeugenauftritt von Siegfried Mundlos zu heftigen Wortgefechten gekommen.

Richter Manfred Götzl drohte dem Vater des mutmaßlichen Neonazi-Terroristen Uwe Mundlos nach einer Beleidigung Ordnungsmittel an. Wie bereits in früheren Äußerungen gab der ehemalige Informatikprofessor am Mittwoch dem Verfassungsschutz eine Mitschuld daran, dass sein Sohn in die rechte Szene abgeglitten ist.

Erst die Gelder von V-Leuten hätten die Rechtsextremisten stark gemacht. Mundlos wandte sich direkt an die Vertreter der Bundesanwaltschaft: "Sie können den Verfassungsschutz nicht aus diesem Verfahren ausgliedern."

Mundlos schilderte seinen Sohn als hilfsbereit und "sehr lieb" zu seinem behinderten Bruder. Zur Wendezeit habe er ihn im Streit um eine behindertengerechte Wohnung unterstützt. "In der DDR wäre er als systemkritischer Geist durchgegangen." Er sei ehrlich gewesen und etwas naiv. So habe er nicht geahnt, dass der Verfassungsschutz seine Finger in der rechten Szene mit im Spiel hatte.

Ein gewisses Aufsehen erregte Mundlos auch, als er gleich zu Beginn seiner Vernehmung eine Wasserflasche und einen Apfel auf dem Tisch vor sich platzierte. Nach einer guten halben Stunde biss er in den Apfel - worauf Götzl die Sitzung für eine kurze Pause unterbrach.

Am Nachmittag dann eskalierte die Situation für kurze Zeit: Mundlos hatte Uwe Böhnhardt, den Komplizen seines Sohnes, als "tickende Zeitbombe" bezeichnet. Freunde seines Sohnes hätten ihn gewarnt. Als der Vorsitzende Richter wissen wollte, warum er nicht mit seinem Sohn darüber gesprochen habe, presste Mundlos hervor: "Sie sind ein kleiner Klugsch...". Er sprach das Wort nicht zu Ende, aber es war klar, was gemeint war. Richter Götzl drohte Ordnungsmittel an, führte aber die Vernehmung fort.

Den Angehörigen der NSU-Opfer sprach Mundlos sein Mitgefühl aus - was er allerdings mit einem Appell an die Bundesanwaltschaft verband, die Rolle des Verfassungsschutzes genauer aufzuklären. "Ich kann Ihnen versichern, dass ich ganz tief mitempfinden kann", sagte er. "Ich kann auch erst dann ruhig leben, wenn ich genau weiß, was hinter der Sache steht." Schließlich erklärte er die mutmaßlichen Terroristen - seinen Sohn Uwe und dessen Komplizen Uwe Böhnhardt - indirekt zu Opfern: "Es sind zehn Tote zu beklagen. Das heißt eigentlich zwölf Tote."

Angeklagt vor dem Oberlandesgericht München sind die mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe sowie vier Helfer und Unterstützer des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU). Der Gruppe, der auch Mundlos und Böhnhardt zugerechnet werden, werden neun Morde an Geschäftsleuten türkischer und griechischer Herkunft zur Last gelegt, der Mord an einer Polizistin sowie zwei Sprengstoffanschläge.

Ursprünglich sollte am Mittwoch zunächst eine ehemalige Nachbarin des Zwickauer Terror-Trios vernommen werden - per Videoübertragung, da die 91-Jährige aus gesundheitlichen Gründen nicht vor Gericht erscheinen konnte. Wegen technischer Probleme wurde die Vernehmung jedoch schließlich auf Freitag verschoben. An diesem Donnerstag soll die Vernehmung von Siegfried Mundlos fortgesetzt werden.