Beckenbodenschrittmacher Elektrische Impulse helfen bei Inkontinenz
An den Kliniken in Magdeburg und Stendal haben die Mediziner bereits gute Erfahrung mit Beckenbodenschrittmachern gemacht.
Stendal l Wer seinen Stuhlgang oder Urin nicht mehr kontrolliert ausscheiden kann, gilt als inkontinent. Helfen die Standardtherapien nicht, müssen sich die Betroffenen nicht mit einem Leben mit Vorlagen abfinden. Denn in manchen Fällen helfen Beckenbodenschrittmacher, die von den Krankenkassen anerkannt sind.
Die wenige Zentimeter großen Geräte bestehen aus einer dünnen Elektrode mit Widerhaken sowie einem Impulsgeber, der schwache Stromstöße durch den Draht an das Nervengeflecht des Beckenbodens abgibt. Die Fachleute sprechen von einer sakralen Neurostimulation, die bis in das Kontrollsystem des Gehirns wirkt. Dadurch soll der Körper wieder in die Lage versetzt werden, seine Ausscheidungen zu kontrollieren.
Ob die Methode wirkt, wird zunächst getestet. Dafür wird in einer Operation unter Vollnarkose die Elektrode durch die Haut und den Kreuzbeinknochen geführt. Für zwei bis vier Wochen trägt der Patient einen Teststimulator, den die Ärzte verstellen können.
Tritt eine deutliche Besserung ein, wird der kleine Beckenbodenschrittmacher in einer weiteren Operation unter die Haut, etwas oberhalb des Gesäßes implantiert.
Regulierung über eine Fernbedienung
Über eine Fernbedienung kann der Patient die elektrischen Impulse regulieren. "Ich bin positiv überrascht über die guten Therapieergebnisse bei unseren Patienten", sagt Chirurg und Oberarzt Dr. Daniel Bocinec, der die Operationen selbst ausführt.
Bei 80 Prozent der Patienten mit Stuhlinkontinenz ist mit einer Verbesserung zu rechnen, 40 Prozent werden ihre Beschwerden ganz los. Bewährt habe sie sich auch bei Blasenfunktionsstörungen wie überaktiver Blase, chronischem Beckenschmerz oder Verstopfung.
Allerdings eignet sich die Methode nur für Patienten, die bei vollem Bewusstsein sind und die Wahrnehmung bei der Geräteeinstellung beschreiben können. Nach vier bis acht Jahren muss die Batterie ersetzt werden.
Etwa zweimal pro Jahr setzt Urologe und Oberarzt Dr. Andreas Janitzky Beckenbodenschrittmacher am Magdeburger Universitätsklinikum ein. Auch in Stendal ist es nur wenig häufiger. Die Oberärzte führen es darauf zurück, dass die Behandlungsmethode noch zu wenig bekannt ist, selbst unter Medizinern.
Auch gebe es unbegründete Vorurteile, dass die Operation gefährlich sei, weil sie die Wirbelsäule betreffe. "Wir setzen die Elektrode dort ein, wo kein Rückenmark mehr verläuft", erklärt Janitzky. Eine Querschnittslähmung sei daher nicht zu befürchten.
Bei Beschwerden könne das Gerät auch wieder ganz leicht entfernt werden, ohne dass Folgeschäden zurückblieben.