Gladbecker Drama Geiselnehmer kommt frei

Nach fast 30 Jahren Haft kommt der erste der beiden Gladbecker Geiselgangster frei - im Alter von über 60 Jahren.

10.10.2017, 23:01

Arnsberg (dpa) l Einer der beiden Geiselgangster von Gladbeck, Dieter Degowski, wird nach fast 30 Jahren Haft entlassen. Der 61-jährige Degowski werde in den nächsten Monaten frei kommen, teilte ein Sprecher des Landgerichts Arnsberg am Dienstag mit. Das Gladbecker Geiseldrama ging als eines der spektakulärsten Schwerverbrechen in die deutsche Kriminalgeschichte ein.

Die Freilassung sei umfassend geprüft worden. Die zuständige Kammer habe Gutachten und Stellungnahmen eingeholt und sich den positiven Prognosen angeschlossen, so das Gericht weiter. Die Entscheidung sei noch nicht rechtskräftig. Degowski wird einen neuen Namen erhalten, um ihm die Wiedereingliederung zu erleichtern. Zuerst hatte der "Soester Anzeiger" berichtet.

Das Landgericht Arnsberg hatte die JVA Werl bereits 2013 aufgefordert, Degowski schrittweise auf die Entlassung vorzubereiten. Daraufhin hatte er zunächst begleitete und später unbegleitete Ausgänge ohne Beanstandungen bewältigt.

Im August 1988 hatten Degowski und sein ein Jahr jüngerer Komplize Hans-Jürgen Rösner die Republik in Atem gehalten. Drei Tage lang flüchteten sie nach einem missglückten Bankraub in Gladbeck mit Geiseln quer durch die Republik vor der Polizei. Drei Menschen starben.

Das Essener Landgericht hatte am 22. März 1991 nach 109 Verhandlungstagen das Urteil verkündet. Degowski und Rösner wurden zu lebenslanger Haft verurteilt, Degowski mit besonderer Schwere der Schuld, Rösner mit anschließender Sicherungsverwahrung. Der sitzt nach wie vor im Gefängnis – zuletzt in der JVA Aachen.

Das 54-stündige Drama hatte sich über Hunderte Kilometer vor den Augen der Öffentlichkeit abgespielt. In der Kölner Fußgängerzone gaben die Schwerverbrecher während der Tat Interviews – dafür mussten die Medien viel Kritik einstecken. Der Deutsche Presserat legte danach fest, dass während der Tat mit Straftätern keine Interviews geführt werden sollten.