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NRW erprobt neuen Religionsunterricht Islam als Schulfach

24.09.2012, 03:28

Morgens an der Bonner Andreasschule. Hinter einer Klassentür hört man Kinder singen. Mit ihrem Mottolied "Salam, as salam aleikum. Islam bedeutet Frieden. Lasst uns Frieden machen" beginnen sie ihre islamische Religionsstunde. Die Bonner Grundschule mit 200 Schülern aus 20 Nationen gehört zu den ersten 44 in Nordrhein-Westfalen, die das neue reguläre Fach für ihre muslimischen Schüler anbieten. Im Land leben knapp 1,5 Millionen Muslime, darunter mehr als 320000 Schüler.

"Was bedeuten eigentlich die Glaubenssätze des Islam für euch Schüler?", fragt Lehrer Bernd Ridwan Bauknecht, der hier bereits Islamkunde unterrichtet hat und nun den neuen islamischen Religionsunterricht erteilt. Die Dritt- und Viertklässler schauen ihn verdutzt an. "Ja, was heißt das: ein Gewissen zu haben?", hakt Bauknecht nach. "Dann weiß ich, dass ich Gutes tun soll", kommt zögerlich von Deniz. "Dann mache ich alles von Herzen", fügt Mohammed hinzu. Und dann sei man friedlich miteinander.

Islam bedeute auch "Hingabe in Frieden an Gott", erläutert Bauknecht. Und nur ein gottergebener Mensch sei ein guter Muslim. Aber das heiße nicht, dass nur Muslime ins Paradies gelangten, sagt der Sozial- und Islamwissenschaftler. "Den Lohn können auch andere Gottergebene vom Herrn erhalten. Das werden wir bald im Koran nachlesen", macht Bauknecht die Kinder neugierig.

Der 46-jährige deutsche Muslim, der 1993 zum Islam konvertierte, hat nach einer Zusatzqualifikation seit acht Jahren den Schulversuch Islamkunde an drei Bonner Grundschulen sowie an einer Hauptschule aufgebaut. Die Aufwertung als ordentliches deutschsprachiges Fach empfindet Bauknecht als längst überfällig.

Eigentlich unterscheide sich dieser Religionsunterricht inhaltlich zunächst nicht von der bisherigen "Hilfsbrücke" Islamkunde, betont Bauknecht. "Die Lehrkraft musste und muss weiter muslimischen Glaubens sein, und die Themen sind parallel zum christlichen Religionsunterricht angelegt." Es ging und gehe also um Gott als Schöpfer, die Moschee, die Familie, den Umgang miteinander und das Leben Mohammeds.

Jetzt würden aber auch Bitt- und Ritualgebete gesprochen. Man werde natürlich auch interreligiös arbeiten, über andere Religionen sprechen und gemeinsam mit den christlichen Unterrichtsgruppen Exkursionen in Kirchen, Synagogen und Moscheen unternehmen oder gemeinsam Feste feiern, betont Bauknecht. Auch in der Religionspädagogik sollte man gemeinsam mit den evangelischen und katholischen Kollegen arbeiten, wünscht sich der Lehrer, der mit Schulrektorin Dorothea Paschen das Islamkunde-Buch "Die schöne Quelle" herausgegeben hat. (epd)