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Wer wählt die AfD? Arbeiter als Kernwähler der AfD?

In einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung wird aufgezeigt, warum immer größere Teile der Arbeiterklasse ihr Kreuz bei den Rechtspopulisten machen.

13.12.2023, 23:43
Das Glasfenster „Aus der Geschichte der Arbeiterbewegung“ von Walter Womacka im Treppenhaus des früheren Staatsratsgebäudes der DDR in Berlin.
Das Glasfenster „Aus der Geschichte der Arbeiterbewegung“ von Walter Womacka im Treppenhaus des früheren Staatsratsgebäudes der DDR in Berlin. Foto: dpa

Lange galt es als Klischee oder wurde sogar vehement bestritten, dass Teile der Arbeiterklasse, die es in Deutschland tatsächlich immer noch gibt, immer häufiger für die AfD stimmen. Dies sei nicht möglich, weil die Partei ihnen selbst schaden würde. So wurde im August in einer Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) von Studienmacher Marcel Fratzscher ausgesagt, dass die Hauptleidtragenden der AfD-Politik ihre eigenen Wähler wären.

„In der Parteienforschung wird seit geraumer Zeit diskutiert, ob der besondere Erfolg der AfD diese zu einer neuen Arbeiterpartei macht“, meint Bernd Müller auf dem Portal „Telepolis“. In der aktuellen Arbeit des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) gehen die Forscher den Ursachen differenziert nach.

Durch die Verwendung von Paneldaten sei es in der Studie möglich, AfD-Stammwähler und Personen, die erst seit Kurzem zur AfD tendieren, zu vergleichen, so Müller weiter.

Unter den AfD-Neuwählern fänden sich demnach mehr Frauen als unter den Stammwählern und sie verfügen häufig über mittlere bis höhere Bildungsabschlüsse und Einkommen.

Gemeinsam sei beiden Gruppen, dass sie sehr besorgt sind und der Bundesregierung sehr stark misstrauen. Beide würden die Migration kritisch beurteilen, aber auch die Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine, die sofort nach ihrer Ankunft in Deutschland Bürgergeld erhalten und bislang – entgegen aller Annahmen – nur gering im Arbeitsmarkt tätig sind. Für sie steht im Vordergrund, dass nicht jeder nach Belieben ins Land kommen kann.

Knapp 74 Prozent der AfD-Stammwähler hätten angegeben, dass ihr Job ihnen Spaß mache, und ebenso viele waren stolz auf ihre Arbeit. Bei den Erstwählern liegt der Anteil in beiden Bereichen um zehn Prozent höher.

Das Bild des „besorgten Bürgers“, das von Teilen der Medien und der Politik ins Lächerliche gezogen wird, sehen die WSI-Forscher bei den AfD-Anhängern durchaus bestätigt. Rund 47 Prozent machen sich große Sorgen, ihren Lebensstandard nicht halten zu können. Über 71 Prozent sorgen sich um steigende Preise. Beide Werte liegen deutlich höher als bei den anderen Berufstätigen (23 Prozent und 42 Prozent).

Nur noch knapp drei Prozent der AfD-Sympathisanten hegen ein großes oder sehr großes Vertrauen in die Bundesregierung. Auch den öffentlich-rechtlichen Medien wie ARD und ZDF vertrauen demnach nur noch sechs Prozent.

Die Studie basiert auf Daten des seit April 2020 regelmäßig erhobenen Erwerbstätigenpanels. Bei der letzten Befragung im Juli 2023 wurden mehr als 5.000 Erwerbstätige und Arbeitslose befragt. (UK)