Getränkeflaschen Spülen oder Schmelzen?
Die Bundesregierung will Pfandflaschen im Supermarkt besser kennzeichnen. Dabei sind die Mehrwegbehälter bei Produzenten unbeliebt.
Berlin (dpa/AFP/vs) l Beim Getränkekauf sollen Kunden künftig auf den ersten Blick erkennen, ob eine Einweg- oder eine Mehrwegpackung im Regal steht. In Läden soll es dafür Schilder geben, heißt es in einem Gesetzentwurf, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Auch die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ hatte darüber berichtet. Die Hinweise an den Regalen müssen dem Entwurf zufolge mindestens so groß gedruckt sein wie die Angabe des Preises. Der Gesetzentwurf soll im Oktober vom Bundeskabinett beraten werden. Die neuen Regeln folgen auf eine anhaltende Schlappe für Mehrwegflaschen. Das wichtigste in Fragen und Antworten.
Drucken die Getränkehersteller nicht sowieso Hinweise auf?
Oft steht „Pfandflasche“ auf Etiketten, das sagt aber über Mehrweg oder Einweg nichts aus. Einweg-Pfandflaschen aus Plastik werden nach der Rückgabe eingeschmolzen und recycled, Mehrwegflaschen werden ausgespült und wiederverwendet.
Wie läuft es mit Mehrweg in Deutschland?
Nicht gut. 2006 lag der Anteil bei den Getränken bei 66,3 Prozent, zehn Jahre später nur noch bei 45,1 Prozent – Tendenz sinkend. Dabei hatte die Bundesregierung eigentlich eine Mehrweg-Quote von 80 Prozent angestrebt. Ziel des neuen Verpackungsgesetzes ist die „Stärkung der ökologisch als vorteilhaft eingestuften Mehrweggetränkeverpackungen“, wie es in der Begründung heißt. Das 80-Prozent-Ziel hat die Bundesregierung aber aus dem Entwurf gestrichen.
Warum ist Mehrweg so unbeliebt?
Eine Umfrage unter Käufern im vergangenen Herbst hatte ergeben, dass viele Verbraucher Mehrwegflaschen zwar als nachhaltige Verpackung schätzen - jeder zweite jedoch nicht klar zwischen Einweg und Mehrweg unterscheiden kann. Für den Handel ist Einweg ein gutes Geschäft: Die zurückgegebenen PET-Flaschen lassen sich als sortenreines Plastik gut weiterverkaufen, zur Produktion neuer Flaschen, aber auch oft für die Polyester-Produktion.
Ist Mehrweg umweltfreundlicher?
Ja – mit Ausnahmen. Dem Nabu zufolge sind Plastik-Mehrwegsysteme am besten, weil die Flaschen leichter sind als Glasflaschen und umweltverträglicher transportiert werden können. Glas-Mehrwegflaschen sind aber immer noch besser als Plastik-Einweg, Glas-Einweg oder gar Alu-Dosen. Aber: Getränkekartons, die ja auch Einweg sind, sind demnach etwa so umweltfreundlich wie Glas-Mehrweg, weil sie gut zu transportieren sind und der Recycling-Anteil hoch ist.
Was soll sich laut Gesetzesentwurf noch ändern?
Die Bundesregierung schließt auch ein Schlupfloch beim Pflichtpfand. Bei Saftschorlen tricksten die Hersteller bisher, indem sie Kohlensäure nicht als Inhaltsstoff, sondern als im Herstellungsverfahren verwendeter Stoff kennzeichneten. Als Fruchtnektar durfte die Schorle dann pfandfrei ins Regal. Pflichtpfand gibt es in Deutschland auf Bier, Wasser und Erfrischungsgetränke. Ausgenommen sind Säfte, Fruchtnektare und Milchgetränke, unter die auch manche Eiskaffees fallen.