Putschversuch Türkei beschlagnahmt Firmen-Vermögen
Nach dem Putschversuch gehen die "Säuberungen" in der Türkei weiter. 40.000 sind festgenommen, 80.000 Staasdiener entlassen worden.
Istanbul (dpa) l Im Zusammenhang mit den Ermittlungen nach dem Putschversuch in der Türkei ist das Vermögen von 187 Geschäftsleuten beschlagnahmt worden. Ihnen wird nach Angaben der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, Verbindungen zum Prediger Fethullah Gülen zu haben, den die Türkei für den Putschversuch verantwortlich macht.
Die 187 Verdächtigen seien zudem zur Fahndung ausgeschrieben worden – 60 von ihnen habe die Polizei bereits bei Razzien in Istanbul festgenommen. Auch die bekannten Geschäftsmänner Faruk Güllüoglu und Ömer Faruk Kavurmaci seien darunter.
Die Güllüoglu-Familie gehört zu den bekanntesten Süßspeisen-Herstellern der Türkei. Vor allem sind sie für ihr Baklava, ein türkisches Gebäck, berühmt. Kavurmaci ist nach Medienberichten der Schwiegersohn des Istanbuler Bürgermeisters Kadir Topbas und Vorstandschef der Firma Aydinli, die auch auf dem Immobilienmarkt tätig ist.
Seit dem gescheiterten Putschversuch des Militärs am 15. Juli sind in der Türkei 40.029 Verdächtige festgenommen worden. Nach Angaben des türkischen Ministerpräsidenten Binali Yildirim sind 20.355 Verdächtige in Untersuchungshaft behalten worden. Darunter seien Polizisten, Soldaten, Mitarbeiter des Justizapparats und von Verwaltungen sowie Zivilisten, berichtete die Nachrichtenagentur Anadolu weiter. Noch immer seien 5187 Verdächtige in Haft. Fast 80.000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes seien suspendiert.
Yildirim kündigte an, dass die „Säuberungskampagne“ gegen Anhänger der Bewegung des in den USA im Exil lebenden Predigers Fethullah Gülen im öffentlichen Dienst weiter-gehen werde. Ankara macht die Gülen-Bewegung für den Putschversuch verantwortlicht. Die türkische Regierung verlangt von den USA die Auslieferung des Predigers. Gülen bestreitet die Vorwürfe.
Ankara hat nun offiziell die Auslieferung von acht türkischen Militärs beantragt, die nach dem gescheiterten Putsch nach Griechenland geflohen waren und dort Asyl beantragt haben. Das türkische Auslieferungsersuchen sei angekommen, hieß es laut Staatsradio aus Kreisen des Athener Außenministeriums. Es sei dem Justizministerium übermittelt worden. Ankara bekräftige darin, die Militärs hätten einen Umsturz versucht.
Die Militärs, zwei Majore, vier Hauptmänner und zwei Unteroffiziere, waren nach dem gescheiterten Putsch in der Türkei mit einem Militärhubschrauber in Alexandroupoli nahe der türkischen Grenze gelandet und hatten sofort Asyl beantragt. Die Anhörung der ersten beiden Militärs soll an diesem Freitag in Athen beginnen. Juristen zufolge kann das Asylverfahren mehrere Monate dauern.