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Energie Enercon rüstet sich für Gegenwind

2015 ging die installierte Leistung des Windenergieanlagenbauers Enercon zurück. Er will mit noch leistungsstärkeren Windrädern punkten.

26.02.2016, 23:01

Magdeburg l Effizient und leistungsstark soll die neue Windenergieanlage von Enercon sein. Für das Windrad, das die Auricher E-126 EP4 getauft haben, wird derzeit die Serienfertigung vorbereitet. Auch von den Unternehmen der Enercon-Gruppe aus Magdeburg sollen Teile zugeliefert werden. „Einzelne Anlagen erzeugen immer mehr Energie. Für unsere Kunden bedeutet das geringere Investitionen pro Kilowattstunde“, erklärte Volker Ziem, Geschäftsführer der Rothenseer Rotorblattfertigung.

16 Firmen gehören in Magdeburg dem Enercon-Firmenverbund an. Rund 5000 Mitarbeiter sind in der Region beschäftigt. Im vergangenen Jahr hat Enercon weltweit Windräder mit einer Leistung von 3,1 Gigawatt installiert. Etwas weniger als 2014. Denn in den Markt drängen immer mehr Akteure. In Deutschland war Enercon im vergangenen Jahr zwar erneut Marktführer, aber Konkurrenten wie Nordex und Senvion rückten den Niedersachsen auf die Pelle. Zudem verschlechtern sich die politischen Rahmenbedingungen für die Windanlagenbauer: Für den deutschen Markt plant die Bundesregierung die staatlich garantierten Vergütungen abzuschaffen. Stattdessen sollen sich Windparkbetreiber um die Höhe der Förderungen streiten. Den Zuschlag soll künftig derjenige bekommen, der sich mit der geringsten Förderung zufrieden gibt.

Enercon sieht mit der geplanten Gesetzesänderung viele kleinere Betreiber, etwa Bürgerwindparks, gefährdet. „Wir verstehen das als Affront gegenüber der dezentralen Energiewende in Bürgerhand“, sagte Enercon-Chef Hans-Dieter Kettwig der Volksstimme. Kann Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) sein Vorhaben durchsetzen, dürfte der deutsche Windenergie-Markt deutlich an Fahrt verlieren.

Für Enercon wird das Geschäft im Ausland an Bedeutung zunehmen, erklärte Volker Ziem. Schon im vergangenen Jahr ist nach Firmenangaben der große Teil der Windleistung in anderen Ländern installiert worden. Enercon fertigt unter anderem in Braslien, Portugal und der Türkei.

Der Standort Magdeburg wird im Firmenverbund immer wichtiger: Rund 40 Prozent der installierten Leistung ist 2015 mit Windrädern aus Sachsen-Anhalt aufgebaut worden. Allein in Rothensee sind im vergangenen Jahr rund 20 Millionen Euro in neue Maschinen und ein automatisiertes Transportsystem investiert worden, sagte Ziem. Seit 1998 ist Enercon in Magdeburg tätig. Ziem ist seit Beginn dabei. Zuvor war der 64-Jährige bei einem Unternehmen, das aus dem ehemaligen VEB Schwermaschinenbau „Karl Liebknecht“ (SKL) hervorgegangen war.

Bis zu 500 Windenergieanlagen werden pro Jahr in Magdeburg hergestellt. Dabei helfen auch einige Leiharbeiter. Die Zeitarbeitnehmer verdienen bei den Firmen der Enercon-Gruppe mit etwa elf Euro in der Stunde deutlich mehr als der Zeitarbeitstarif vorsieht (ab Juni 8,50 Euro/Stunde). Die Zahl der Zeitarbeiter habe Enercon deutlich reduziert. Noch vor fünf Jahren hätten mehr als 1000 Arbeitnehmer einen Zeitarbeitsvertrag gehabt. Derzeit seien nur „einige Hundert“ bei den Enercon-Betrieben beschäftigt. „Ich halte eine Zeitarbeiter-Quote von 15 Prozent für sinnvoll, um Auftragsspitzen abfangen zu können“, sagte Ziem. Für viele Leiharbeiter sei die Beschäftigungsart zudem ein Sprungbrett in eine Festanstellung.