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Zugtechnik Sachsen-Anhalt fährt weltweit mit

Am Siemens-Standort in der Börde werden Geräte produziert, die Lokführer während der Fahrt unterstützen und überwachen.

15.01.2016, 23:01

Irxleben l Irgendwo auf den Bahngleisen zwischen Leipzig und Erfurt: Lokführer Heiko Föhring blickt konzentriert auf die schnurgerade Strecke vor ihm. Bäume, Felder und Wiesen ziehen links und rechts neben der Fahrspur am Zug vorbei. Zeichen und Signale gibt es keine – und dennoch weiß Heiko Föhring, was ihn auf dem kommenden Streckenabschnitt erwartet. Rund 30 Kilometer kann er dank digitaler Technik vorausschauen.

Monitore in seinem Führerstand zeigen ihm Geschwindigkeit, Stoppzeichen und weitere Signale an. Möglich macht diese technische Unterstützung das European Train Control System (ETCS), ein europaweit einheitliches Sicherungssystem für Schnellzüge. Die Bildschirme für das System kommen aus Sachsen-Anhalt: Der Siemens-Standort in Irxleben stellt die Technik her und liefert sie aus.

80 Mitarbeiter produzieren die Monitore und entwickeln die Software. Zudem werden in Irxleben Geräte hergestellt, mit denen die Fahrdaten der Züge aufgezeichnet werden. Diese kleinen Kästen, „Blackboxes“ genannt, sind auch aus Flugzeugen bekannt. Die Herstellung der Geräte ist echte Handarbeit. „Wir machen keine Massenfertigung. Typischerweise werden nur ein, zwei Triebwagen pro Monat ausgeliefert. Unsere Losgrößen sind sehr klein“, erklärt Toralf Krüger, Leiter des Standortes in Irxleben.

In der Entwicklungsabteilung tüfteln 25 Angestellte an neuer Hard- und Software. Sie setzen die scharfen Richtlinien der Europäische Eisenbahnagentur um. „Es gibt nicht viel Spielraum als Entwickler“, sagt Denny Hellauer. Sicherheit steht im Vordergrund. Der Bildschirm ist mit zwei Anzeigeseiten ausgerüstet. Beide Displays zeigen im Normalbetrieb unterschiedliche Informationen an, werden aber getrennt voneinander mit Strom versorgt. Entwickler Hellauer: „Wenn es zum Ausfall eines Displays kommt, werden alle wichtigen Informationen sofort auf einer Seite dargestellt. So ist eine sichere Weiterfahrt garantiert.“

Das Werk besteht an unterschiedlichen Standorten in der Magdeburger Region bereits seit mehr als 160 Jahren. 1992 wurde das Unternehmen als Messma neu gegründet und 2001 von dem Münchner Konzern übernommen. Ende September des vergangenen Jahres wurde das Messma-Schild an der Fassade des Werksgebäudes abmontiert und durch das petrolgrüne Siemens-Logo ersetzt. Seitdem ist Messma Geschichte.

Siemens hat den Standort in die Konzernstruktur eingegliedert. Eine Politik, die auch bei anderen bislang eigenständigen GmbHs umgesetzt wurde, so eine Sprecherin. Jürgen Schölzel, Vertriebschef der Siemens-Bahnautomatisierung, betont: „Ohne die Geräte aus Irxleben könnte Siemens kein vollständiges Produktportfolio anbieten.“

Die Technik ist gefragt: In den vergangenen Jahren sind am Standort stets neue Mitarbeiter eingestellt worden, so Schölzel. Auch der Ausblick für 2016 klingt vielversprechend. Noch im Januar sind Geräte in Züge der Berliner S-Bahn eingebaut worden. Aktuell stellen die Beschäftigten wieder Displays für die Deutsche Bahn her: 120 Schnellzüge des Typs ICE 4 fahren bald mit Anzeigetechnik aus Irxleben über die Gleise.