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Corona Fast jeder dritte Wirt vor der Pleite

Die Corona-Krise hat das Gastgewerbe besonders hart getroffen, auch in Sachsen Anhalt. Jetzt gibt es erste Signale der Unterstützung.

Von Axel Ehrlich 19.04.2020, 18:41

Dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) zufolge stehen wegen der Corona-Krise rund 70 000 Hotel- und Gastronomie-Betriebe vor der Insolvenz, das ist fast jeder dritte. Den gut 223.000 Betrieben der Branche gingen bis Ende April rund zehn Milliarden Euro Umsatz verloren, berichtete die „Bild am Sonntag“. „Ohne zusätzliche staatliche Unterstützung steht jeder dritte Betrieb vor der Insolvenz“ sagte Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges. „Wir mussten als Erstes schließen und werden wohl auch mit am längsten zu leiden haben.“ Der Verband fordert eine verantwortungsvolle Öffnung von Restaurants und Cafés, die Absenkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent und einen staatlichen Rettungsfonds mit Direkthilfen für Betriebe, ähnlich der Dürre-Hilfe für Landwirte 2018.

Auch der Präsident von Dehoga Sachsen-Anhalt, Michael Schmidt, ist enttäuscht. Der Verband habe auf Lockerungen gehofft, zumindest aber auf eine Perspektive für die Zeit nach dem nun bis zum 3. Mai verlängerten Kontaktverbot, sagte Schmidt. Viele ältere Gastronomen würden nun erwägen, ihre Geschäfte gar nicht erst wieder aufzumachen.

Manfred Hipeli, Restaurantbetreiber „Zur Güldenen Pfanne“ in Havelberg und Stendals DEHOGA-Kreischef, hat seine Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt und den Betrieb auf einen Abholservice auf Bestellung beschränkt. „Das bringt höchsten 5 Prozent des normalen Umsatzes“, sagt Hipeli. „Wenn sich auch Pfingsten noch nichts getan hat, ist das Gros der Branche ruiniert.“ Café-Chef Michael Wiecker aus Wernigerode schickte seine 32 Mitarbeiter in Kurzarbeit. Die acht Azubis jedoch muss er weiter voll beschäftigen – und bezahlen. Die staatliche Soforthilfe darf er zwar für Fixkosten wie Energie und Miete verwenden, nicht jedoch für die Azubi-Gehälter. So versucht Wiecker notgedrungen mit Außer-Haus-Verkauf einen Bruchteil des Umsatzes zu retten. „Keine Ahnung, wie lange das noch gut geht.“

Eine wirtschaftliche Katastrophe ist die Corona-Krise für den Haldensleber Gastronomen und Eventmanager Nils Todtenhaupt. Sein Schlossrestaurant in Hundisburg (Börde) darf er nicht öffnen, sein Veranstaltungsservice liegt auf Eis. „Die Situation ist existenzbedrohend. Alle Aufträge sind weggebrochen, wirklich alle“, sagt er, „auch im Mai und Juni“. „Das ist eine Katastrophe.“

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) kündigte jetzt für die Gastro-Branche „Hilfe und Unterstützung“ an, damit sie nach Abflauen der Krise wieder auf die Beine komme. „Wir werden hier auch zusätzliche Hilfen benötigen, damit nicht ein Großteil der Unternehmen aufgibt und vom Markt verschwindet“. Die Absenkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent nannte Altmaier einen „Vorschlag, der eine sorgfältige Prüfung verdient“. Er könne sich aber auch konkrete Hilfen bei Modernisierungen und Kosteneinsparungen vorstellen. (AFP/dpa//jr/ru/dl)