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Studie Durch Sport 10 Jahre jünger

Forscher der Karlsruher Universität verglichen 25 Jahre lang aktive und nicht-aktive Menschen. Die Auswertung zeigt, was Sport bewirkt.

17.10.2017, 23:01

Karlsruhe (dpa) l Klaus Heinzmann blättert durch sein 20-Seiten-Dossier mit der jüngsten Auswertung und klingt ziemlich zufrieden. Ab etwa 30 habe er Sport und Bewegung immer mehr vernachlässigt – Job, Familie, „ich habe es einfach nicht mehr geschafft“. Als er von der Studie „Gesundheit zum Mitmachen“ erfuhr, kam ihm die gerade recht. Er begann 2007 mit Nordic Walking und damit, Fahrrad zu fahren. Heute treibt der 48-Jährige dreimal wöchentlich Sport, hält sein Gewicht, seine Blutwerte sind gut. „Was sich auch verändert hat, ist das Bewusstsein, sich immer zu bewegen – auch im Alltag“, sagt er.

Er hat am eigenen Leib erlebt, was inzwischen schlicht eine Binsenweisheit ist: Bewegung ist gesund, macht glücklich, hilft gegen Depressionen, beugt Demenz vor, unterstützt Genesung nach schweren Krankheiten. Und Bewegung hält jung: Im Schnitt sind sportlich aktive Menschen motorisch gesehen zehn Jahre jünger als die, die faul auf der Couch rumlümmeln. Das ist eines der neuesten Ergebnisse dieser Langzeitstudie, die Sportwissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) am Dienstag in Karlsruhe vorstellten.

Aus viel Bewegung folgt also zwangsläufig ein langes und gesundes Leben? So schlicht funktioniert die Gleichung nun auch wieder nicht, sagen Projektkoordinator Woll und sein Kollege Klaus Bö.

„An unseren Daten sieht man: Der 50-jährige Aktive ist so fit wie der 40-jährige Inaktive“, erklärt Bös.

Auch die genetische Disposition spiele eine ganz erhebliche Rolle. „Es ist vermessen, anzunehmen, dass wir durch unser Verhalten alleine unser Leben bestimmen können“, sagt Bös. „Ich würde sagen, dass die Gene vielleicht 20 Prozent ausmachen, vernünftige Ernährung 40 Prozent und ein aktiver Lebensstil ebenfalls 40 Prozent“, ergänzt die Gießener Ernährungswissenschaftlerin Alexandra Schek. Solche Gewichtungen seien allerdings sehr spekulativ. Für Bös ist entscheidend: „Es geht ja nicht darum, wie alt wir werden. Sondern WIE wir alt werden.“ Er setzt darauf, dass sich die Gesellschaft Verhaltensstile auch hinsichtlich der Bewegung angewöhnt. „Schließlich war ja auch Zähneputzen vor 50 Jahren nicht die Regel und Karies schon bei Kindern weit verbreitet.“ Das habe sich inzwischen komplett geändert.

Damit dem Entschluss zu mehr Bewegung auch Taten folgen können, bedarf es vor allem in Städten auch einer gewissen Infrastruktur. „Das Thema hält längst Einzug in Planungen von Städten und Gemeinden“, betont Woll. „Man bräuchte eigentlich ein Grundrecht auf Bewegung. Sonst schränkt man die körperliche Unversehrtheit ein“, so Woll.