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Vatikan Friedensbotschaft für Trump

US-Präsident Trump zeigt sich schwer beeindruckt von Papst Franziskus. Und das, obwohl der Pontifex im Grunde nicht auf seiner Linie ist.

24.05.2017, 16:08

Rom (dpa) l Bei ihrem ersten Treffen hat Papst Franziskus US-Präsident Donald Trump aufgerufen, sich für den Frieden einzusetzen. In der gut 30 Minuten langen Audienz gingen die beiden am Mittwoch im Vatikan auch auf Streitthemen wie Migration ein. "Ich verlasse den Vatikan entschlossener denn je, den Frieden in unserer Welt zu verfolgen", twitterte Trump. Er nannte das Treffen eine "einmalige Ehre". Der Vatikan sprach von "herzlichen Gesprächen". Das Katholiken-Oberhaupt und der Republikaner versuchten mit dem Treffen auch, ihren Zwist vom vergangenen Jahr hinter sich zu lassen.

Der Besuch in Rom war nach Stationen in Saudi-Arabien und Israel zugleich der erste Aufenthalt von Trump in Europa als Präsident. Überall in der Stadt waren die Sicherheitsvorkehrungen hoch. Nennenswerte Proteste gegen seinen Besuch gab es nicht. Nach einem Treffen mit dem italienischen Präsidenten Sergio Mattarella und Ministerpräsident Paolo Gentiloni reiste Trump weiter nach Brüssel, wo er am Donnerstag am Nato-Spitzentreffen teilnimmt. Danach geht es zurück nach Italien, wo er am Freitag und Samstag beim G7-Gipfel dabei ist.

Der Vatikan sprach nach der Audienz von "guten bilateralen Beziehungen". Man hoffe darauf, dass die Regierung und die katholische Kirche in den USA bei der Gesundheitsversorgung, Bildung und der Betreuung von Migranten zusammenarbeiteten, hieß es in einer Mitteilung. Franziskus überreichte dem Republikaner eine Medaille mit einem Olivenzweig und äußerte den Wunsch, dass er für den Frieden arbeiten werde. "Ein Symbol des Friedens", sagte der Argentinier. Trump antwortete: "Frieden können wir gebrauchen."

Er zeigte sich beeindruckt von dem 80 Jahre alten Papst. "Er hat etwas. Er ist wirklich gut. Wir hatten ein fantastisches Treffen und eine fantastische Tour, es war wunderschön."

Es war die erste Begegnung zwischen Franziskus und dem Präsidenten. Während Franziskus immer wieder mehr Bemühungen um Umwelt- und Klimaschutz anmahnt, hat das Thema unter Trump keine Priorität. Im vergangenen Jahr hatten sie sich außerdem in der Debatte um eine Mauer an der Grenze zu Mexiko kritisiert. Kurz vor dem Besuch von Trump hatte sich Franziskus offen gezeigt und gesagt, dass er auf einen aufrichtigen Austausch mit dem US-Präsidenten hoffe. Trump äußerte sich ähnlich.

Trump versicherte Franziskus am Mittwoch, er werde dessen Worte in Ehren halten. "Danke, danke, ich werde nicht vergessen, was Sie gesagt haben."

Mit auf den Weg gab der Pontifex dem US-Präsidenten auch seine 2017 veröffentlichte Friedensbotschaft, die er für ihn unterschrieben hatte. Außerdem schenkte er ihm drei seiner Lehrschreiben – darunter die zweite Enzyklika "Laudato si'", die sich mit dem Umwelt- und Klimaschutz befasst. "Ich werde sie lesen", versicherte Trump. Er überreichte Franziskus eine Box mit Büchern von Martin Luther King sowie eine Bronze-Skulptur.

Der Republikaner ist nicht für eine überzeugte Religiosität bekannt. Andere Präsidenten zeigten ihren Glauben oft leidenschaftlich, bei dem 70-Jährigen fehlt das. Er ist Presbyterianer, das ist der größte Zweig der reformierten Kirchen. Er bezeichnet sich als Protestant. Mit dem christlichen Gedanken der Vergebung kann er nach eigenem Bekunden nichts anfangen.

Der Präsident wurde bei seiner Ankunft begleitet von seiner Frau Melania und Tochter Ivanka, die beide schwarze Kleider und schwarze Schleier trugen. Nach dem Besuch im Vatikan fuhr die First Lady in ein römisches Kinderkrankenhaus, wo sie mit Kindern malte und Selfies machte.

Ivanka besuchte die Hilfsorganisation Sant'Egidio. Dort sprach sie mit mehreren Frauen aus Nigeria, die Opfer von Menschenhandel geworden waren. Erfahren zu können, welche Probleme diese durchgemacht und wie sie es schließlich geschafft hätten, ihr Leben wieder aufzubauen, sei eine Ehre für sie, sagte Ivanka Trump. Der Besuch der engsten Vertrauten des Präsidenten bei einer Organisation, die sich auch für Flüchtlinge einsetzt, wurde als positives Zeichen gewertet.