Aufgespießt Bei zu viel Nähe schrumpft jeder Held
Julian Assange hat nicht abgespült. Jetzt reden seine Mitbewohner.
London l Julian Assange galt ja nie ausschließlich als der strahlende Held, der mit Mut und Charme der guten Sache diente. Insbesondere aus der Damenwelt eilt ihm der Ruf voraus, Schwierigkeiten bei der Antizipation von Wünschen und Bedürfnissen seiner Mitmenschen zu haben. Auch die Bediensteten im engen Umfeld der Botschafts-WG tuscheln über solche Anzeichen: Er habe die Toilette nach Benutzung nicht gespült.
Es handelte sich um jenes Spülklo, für das ein Installateur aus dem spanischen Valencia eingeflogen werden musste, um eine Reparatur auszuführen. Die aus Spanien stammenden Sicherheitsleute des gebürtigen Australiers befürchteten nämlich, dass ein lokaler Klempner das Klo verwanzen könnte. Vielleicht wollte es Assange ja auch nur jenen schwer machen, die ähnliches vorhatten. Oder war schlicht verpeilt.
Ihren Schützling nannten die Spanier intern „den Gast“ oder auch „El Juli“, eine Verkürzung seines Vornamens, aber auch Name eines berühmten Toreros, was wiederum auf Respekt schließen lässt. Überhaupt schrumpft ja jeder Held, wenn er bei der Bewältigung seines Alltags besichtigt wird. Und dies taten unter anderem Lady Gaga, Yoko Ono und Sohn Sean Lennon oder die Modedesignerin Vivienne Westwood, die ihn auch fütterte.
TV-Interviews gab er in Unterhosen, angezogen sei er nur vom Gürtel aufwärts gewesen, empören sich die Bediensteten in Verkennung seiner Botschaft: Dass nämlich oft nur ein Teil der Wahrheit ganz offensichtlich ist.