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Aufgespießt Nie ist es einer gewesen

Scheiternde Chefs bleiben meist unbehelligt. Sie sollten sich wenigstens entschuldigen.

Von Alois Kösters 11.12.2017, 00:01

Berlin | Natürlich ist es ein Zeichen unseres hohen Zivilisierungsgrades, dass die mächtigste Frau der Welt, Frau Merkel, vermutlich dem Chef all ihrer Züge nur aufmunternd zuzwinkerte, als die Rückfahrt der teuersten Schnellbahn der Welt nach München nur eines nicht war: schnell. Und es zeugt von der Toleranz unserer Gemeinschaft, dass diverses Führungspersonal bei VW oder der Berliner Flughafengesellschaft schulterzuckend ihr Ränzlein mit einer großen Abfindung füllen durften und ansonsten unbehelligt bleiben. Die Folgen des Scheiterns trägt das Kollektiv. Wozu also überhaupt den Schuldigen suchen? So gehen auch die Magdeburger unbelastet zur Tagesordnung über und genehmigen zusätzliche Millionen nach falsch berechneten Tunnelstützen oder zu optimistisch geschätzten Brücken-Baukosten.

 Die menschenfreundlich organisierte Solidargemeinschaft verbietet sich die kleinliche Suche nach der Verantwortung und einer Person, die man zur selbigen ziehen müsste. Es ist halt kompliziert. Und doch gibt es Stimmen, die grummelnd darauf hinweisen, dass ein durchgehendes Prinzip der Verantwortungslosigkeit möglichweise die Großherzigkeit der ärmeren Bevölkerungsschichten überfordert. Sie schlagen vor, zumindest die japanische Variante der Übernahme von Verantwortung einzuführen. Dort werden Manager und Politiker, die etwas in den Sand setzen, auch nicht behelligt, müssen sich aber zumindest öffentlich entschuldigen.