1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Immer mehr Notrufe ohne echten Notfall

Rettungsdienst Immer mehr Notrufe ohne echten Notfall

Wer wegen eines Notfalls Hilfe braucht, wählt die Nummer 112. Mancher ruft auch an, weil sein Müll nicht abgeholt wurde.

04.04.2019, 23:01

Oldenburg (dpa) l Der Notruf 112 wird nach den Erkenntnissen der Großleitstelle für das Oldenburger Land häufiger als früher gewählt, auch wenn es überhaupt keinen Notfall gibt. "Die Hilflosigkeit der Bürgerinnen und Bürger steigt", sagte der Vorstand der Großleitstelle, Frank Leenderts, am Donnerstag in Oldenburg. "Das geht von der nicht abgeholten Mülltonne bis hin zum nicht mehr gültigen Reisepass am Wochenende."

Die Zahl solcher Anrufe bei der Notrufzentrale ist ihm zufolge 2018 im Vorjahresvergleich um rund 8 Prozent auf knapp 137.000 gestiegen. Die Zahl der Notarzt- und Notfallrettungseinsätze lag im vergangenen Jahr bei mehr als 71.000, die Zahl der Krankentransporte bei etwa 45.000. Die Feuerwehr wurde rund 6700 Mal über die Zentrale alarmiert.

Die Großleitstelle Oldenburger Land bearbeitet Notrufe aus den Landkreisen Ammerland, Cloppenburg, Oldenburg und Wesermarsch sowie aus den Städten Delmenhorst und Oldenburg. Wer dort 112 wählt, landet in der Zentrale, wo speziell geschulte Frauen und Männer den Vorfall aufnehmen und je nach Bedarf Feuerwehr oder Rettungswagen alarmieren. "Wir haben für uns den Anspruch, innerhalb von 90 Sekunden die Einsatzkräfte zu informieren", sagte Leenderts. Bei Bedarf leiten die Mitarbeiter der Großleitstelle Anrufer an, wie sie Erste Hilfe leisten können, während der Rettungswagen auf dem Weg ist.

Die hohe Zahl der Anrufe wegen Vorfällen, die nicht als Notfall eingestuft werden, erklärte Leenderts auch mit einem gesteigertem Anspruchsdenken vieler Menschen. Statt selbst zu recherchieren, was die richtige Stelle für das jeweilige Problem sei, wählten viele direkt die Notrufnummer 112. Nummern wie die des ärztlichen Bereitschaftsdienstes 116.117 oder Hotlines von Behörden seien vielen nicht bekannt.

In der Großleitstelle für das Oldenburger Land arbeiten rund 50 Frauen und Männer – am Telefon, in der Verwaltung und Technik. Die Zentrale ist rund um die Uhr besetzt, ein strukturierter Gesprächsverlauf soll sicherstellen, dass Rettungskräfte schnell alarmiert werden können. Die Einsätze werden an rund 30 Rettungs- und 155 Feuerwehrwachen weitergegeben, die losfahren, um Menschen in Not zu helfen.