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Sauna Die richtige Show zum Schwitzen

Bei der Aufguss-Weltmeisterschaft am Scharmützelsee zeigen 86 Sauna- und Bademeister ihre eigens dafür entwickelte Show.

16.09.2018, 08:23

Wendisch Rietz (dpa) l Gabriel Pekala überlässt nichts dem Zufall: Der 24-Jährige präpariert den rechteckigen Saunaofen mit dicken Autoreifen, Benzinkanistern, Leuchten und einem Spoiler. Er selbst steckt trotz der Hitze von 85 Grad Celsius in einem Rennfahreroverall, stülpt sich noch einen Integralhelm über den Kopf und übt zu Musik und Licht seine 15-minütige Show. "Ich porträtiere den polnischen Rennfahrer Robert Kubica", erläutert der gebürtige Pole, der seit 18 Jahren in Deutschland lebt.

Unermüdlich schwenkt er eine schwarz-weiß-karierte Startflagge über seinem Kopf, die dazu dient, die Hitze des Ofens im Raum zu verteilen. "Das ist wie Leistungssport. Da musst du ständig trainieren", sagt Pekala. Dass er mit dem Thema und seiner Inszenierung Anklang findet, weiß der junge Mann, der im "Satama"-Saunapark Wendisch Rietz (Oder-Spree) arbeitet. Ist er doch seit diesem Jahr Deutscher Aufguss-Meister, hat in einem bundesweiten Wettbewerb die beste Sauna-Show geliefert. Nun will er sein Können beim Heimspiel auf internationaler Ebene beweisen. Ab Montag ist die "Satama"-Saunawelt am Scharmützelsee Gastgeber für die Aufguss-Weltmeisterschaft.

Eine Woche lang messen sich Sauna- und Bademeister aus 20 Ländern im Kampf um die beste Show. Sie treten in der 200 Plätze fassenden Theater-Sauna gegeneinander an, nicht nur vor einer 14-köpfigen Jury, sondern auch vor schwitzendem Publikum. "Show-Aufgüsse liegen im Trend und sind eine Art Kleinkunst.

"Das gemeinschaftliche Erleben einer 15 Minuten langen Inszenierung bietet vielen Saunagängern eine willkommene Ablenkung vom Alltag", sagt Hans-Jürgen Gensow vom Deutschen Sauna-Bund. Erfunden haben die Sauna-Unterhaltung seinen Angaben nach die Südtiroler vor mehr als zehn Jahren. Veranstalter der seit sieben Jahren ausgetragenen Aufguss-WM ist ein europaweites Netzwerk von Wellness-Unternehmen.

"Ruhe und Entspannung allein reichen vielen Besuchern nicht. Sie wollen auch etwas erleben", sagt Janina Lindner, Eventmanagerin im "Satama", das allein zehn verschiedene Saunen bietet.

Vor fünf Jahren hatte die in Wendisch Rietz 90 Mitarbeiter zählende Firma eine der weltweit größten Show-Saunen gebaut. "Damals waren wir gleich Gastgeber der Aufguss-WM, jetzt sind wir es schon zum dritten Mal", erzählt Lindner.

Gemeinsam mit Firmenchef René Kowatsch tritt sie als Duo beim Teamwettbewerb an. "Wir schlüpfen in die Rollen von Bonnie und Clyde", verrät sie. Mit der Show sollen alle Sinne und Emotionen der Zuschauer angesprochen werden. Deswegen wird laut Lindner nicht nur eine Geschichte erzählt, sondern sie wird mit Musik, Licht, Kostümen und natürlich Aufguss-Düften auch in Szene gesetzt.

"In der Theater-Sauna haben wir ein Tonstudio, eine Regie und einen Kostümfundus", erzählt die Eventmanagerin. Das Einstudieren einer Show dauere oft Monate. Die Jury bewertet nach Angaben des Deutschen Sauna-Bundes das gewählte Thema und dessen Umsetzung, die Professionalität des Aufgießers, den Einsatz von Düften und die Kreativität.

Wichtigstes Kriterium ist jedoch die Güte der Wedeltechniken mit einem Tuch, dass die Hitze im Raum verteilen soll. "Pizza", "Super 8" oder "Doppel Super 8" heißen komplizierte Wedelfiguren, die jahrelanges Training erfordern. "Anspruchsvolle Show-Aufgüsse sind Top-Sport, erfordern Kondition und Erfahrung, denn das klassische, gesundheitsorientierte Sauna-Ziel bleibt die Erholung für Körper und Geist", sagt Gensow.

Das besondere im "Satama": Es gibt keine hauptberuflichen Aufgießer. Ob Show- oder Entspannungsaufgüsse, die Aufgabe übernehmen Mitarbeiter aus allen Ressorts. "Dadurch sind wir flexibel und die Besucher erleben immer wieder jemand anderes", sagt Lindner.

Gabriel Pekala ist gelernter Restaurantfachmann und normalerweise im Service eingesetzt. Ehrenamtlich hat er jahrelang als Rettungsschwimmer gearbeitet. "Ich war hier vor Jahren mal als Gast, habe so eine Show gesehen und war begeistert. Das wollte ich unbedingt selbst können", erzählt er. Sein "I-Tüpfelchen" ist die Abfolge der eingesetzten ätherischen Öle während seiner Rennfahrer-Show: Zum Auftakt wird mit Orange aufgegossen, dann folgen Zitronen- und maritime Kiefern-Düfte und zum Abschluss gibt es noch einen Schuss grüner Minze.