Schutzgebiet Beluga-Wale müssen auf Umzug warten
Schluss mit den Show-Tagen: Zwei Beluga-Wale ziehen aus einem Großaquarium in China ins weltweit erste Meeresreservat nach Island um.
Luxemburg (dpa) l Der für diese Woche geplante Umzug zweier Beluga-Wale von China nach Island ins weltweit erste Meeresreservat ist verschoben worden. Grund sei das schlechte Wetter, das für gestern in Island erwartet wurde, sagte ein Sprecher der Naturschutz-Stiftung Sea Life Trust in Luxemburg. Eigentlich sollte das Flugzeug mit den beiden Belugas Little Grey und Little White am Montag in Shanghai abheben und am Dienstag in Island landen.
Auf ihrem letzten Stück der Reise in das Schutzgebiet vor der Insel Heimaey (Westmännerinseln) sollen die Belugas auf einer Fähre transportiert werden. Für den Zeitpunkt der Ankunft seien vor der isländische Küste aber heftige Stürme und hoher Seegang angekündigt, sagte der Sprecher weiter. „Da die Sicherheit der Belguas über allem steht, haben wir uns entschieden, den Umzug zu verschieben.“ Ein neuer Termin stehe noch nicht fest.
Für ihren Trip werden die Belguas in speziellen Containern auf einem Frachtflieger der luxemburgischen Cargolux einchecken. Die Vorbereitungen laufen seit Monaten. „Die Verschiebung ist schade, aber das Wohl der Belugas steht im Vordergrund“, sagte eine Sprecherin der Cargolux.
In dem Schutzgebiet vor der Insel Heimaey sollen die Weißwale laut Sea Life Trust in einer natürlichen Umgebung leben können. Die zwölf Jahre alten Belugas wurden vor rund zehn Jahren im Weißmeer im Nordwesten Russlands gefangen. 2011 kamen sie nach Shanghai, wo sie im Changfeng Ocean World Aquarium Besucher mit Kunststücken unterhalten. Als in 2012 der Konzern Merlin Entertainments den Meerespark übernahm, begann die Suche nach einem artgerechten Refugium für die Meeressäuger. In Island wurde man fündig. Mit den ersten Belugas fällt der Startschuss für das Unterwasser-Freigehege, das von Sea Life Trust eröffnet wird.
„In ihrem neuen Zuhause können Little Grey und Little White in einer natürlichen Umgebung leben“, sagte Rob Hicks von der Sea Life Conservation. Die Klettsvik-Bucht im Süden Islands, in der 1998 schon Schwertwal Keiko aus dem US-amerikanischen Film „Free Willy“ auf ein Leben in Freiheit vorbereitet wurde, sei bis zu zehn Meter tief mit einer Fläche von 32 000 Quadratmetern – so groß wie knapp fünf Fußballfelder. Die Belguas sind jeweils rund 1000 Kilo schwer und vier Meter lang.
„Belugas sind sehr intelligent, mobil und sozial und eignen sich nicht, in Betonbecken zu leben und Menschen zu unterhalten“, sagte Rob Lott von der britischen Tierschutzorganisation Whale and Dolphin Conservation (WDC) – die als Partner bei dem Projekt im Boot ist. Das neue Schutzgebiet solle in den nächsten Jahren weitere Belugas aufnehmen. „Es gibt Platz für zehn bis zwölf Tiere“, sagte er. Das Interesse aus anderen Parks sei groß. Weltweit lebten 300 bis 400 Belugas in Gefangenschaft.
Seit Monaten werden die Wale auf ihren Umzug vorbereitet. Sie wurden unter anderem trainiert, länger die Luft anzuhalten, um künftig tiefer tauchen zu können. Zudem senkten Experten die Wassertemperatur in ihrem Becken, um sie auf isländische Temperaturen einzustimmen. Und eine extra Speckschicht durften sich die Wale auch zulegen.
Dass sie eines Tages ganz ausgewildert werden können, glauben die Tierschützer derzeit nicht. „Dafür waren sie zu lange in Gefangenschaft“, sagte Lott.
Nach der Ankunft kommen die Belugas ein paar Wochen in Quarantäne, bevor sie ins Meer schwimmen. Zu sehen sein werden sie dann nur noch aus der Ferne: Von einem Besucherzentrum aus, das über das Projekt und die Problematik informiert.