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WetterDer Mythos von weißen Weihnachten

Alle Jahre wieder träumen wir von weißen Weihnachten. Doch die schnöde Statistik entzaubert den Mythos gewaltig.

14.12.2018, 23:01

Berlin (dpa) l Als ich ein Kind war, lag an den Feiertagen immer Schnee. Viele Menschen glauben das. Falsch, sagen Wissenschaftler. Nassgraues Schmuddelwetter sei typisch – schon seit Jahrhunderten. Das zeigt auch ein Blick in die Statistik. In vielen Regionen Deutschlands gibt es höchstens alle fünf bis zehn Jahre weiße Weihnachten, weiß man beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Häufig sei es gerade an den Festtagen besonders mild. Das Weihnachtstauwetter ist eine sogenannte Singularität wie die Eisheiligen im Mai und die Schafskälte im Juni. Ursache? Unklar.

Die Experten sprechen von weißer Weihnacht, wenn an allen drei Festtagen morgens um 7.00 Uhr eine Schneedecke von mindestens einem Zentimeter liegt. Die Daten der DWD-Wetterstationen aus dem zurückliegenden halben Jahrhundert zeigen: Nur auf der Zugspitze gibt es immer weiße Weihnachten. Auf Helgoland können die Menschen das im Mittel nur alle 50 Jahre erwarten.

Zweitgrünste Region ist an den Feiertagen das Rheintal mit einer Weiße-Weihnacht-Wahrscheinlichkeit von nur 10 Prozent. Im Osten und Süden ist die Wahrscheinlichkeit höher als im Westen und Norden, in den Bergen höher als im Flachland. In Städten wie Düsseldorf und Frankfurt liegt nach den DWD-Daten im Mittel nur alle zehn Jahre Schnee an den Feiertagen – in Berlin immerhin doppelt und in München viermal so oft.

Wenn weiße Weihnachten so selten sind, warum steckt die Vorstellung davon so intensiv in unseren Köpfen? Vermutet werden psychologische Effekte: Man wünscht sich weiße Weihnachtstage, so wie man sich im Sommer Badewetter wünscht. "I'm Dreaming Of A White Christmas" eben. Auch die Werbung spielt wohl eine Rolle: Anzeigen, Bilder und Werbefilme zeigen quasi immer heile weiße Weihnachtswelten.

Künftig dürften weiße Weihnachten noch seltener werden: Die Simulationen für den Klimawandel lassen klar einen Trend zu milderen Wintern erwarten.