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Wirtschaft Die Deutschen hängen an Mark und Pfennig

Manchen Menschen scheint die Trennung von der D-Mark schwerzufallen - vor allem von den großen Scheinen.

15.12.2019, 23:01

Frankfurt/Main l (dpa) Ein angebissener 1000-Mark-Schein, mehrere angekohlte 50er: Die D-Mark ist noch nicht ausgestorben, auch wenn sie manchmal etwas ramponiert ist. Rund 18 Jahre nach der Euro-Bargeldeinführung sind nach wie vor Banknoten und Münzen der alten Währung im Milliardenwert im Umlauf. „Vor allem die größeren Scheine, die eine Wertaufbewahrungsfunktion haben, sind noch nicht zurückgegeben“, erläuterte Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann in Frankfurt.

Die Trennung von 100-Mark-Scheinen, 200er, 500er und 1000er scheint besonders schwerzufallen. Von diesen sind noch Banknoten im Wert von 3,55 Milliarden Mark im Umlauf. Insgesamt waren Ende November nach Angaben der Deutschen Bundesbank Mark und Pfennig im Gesamtwert von 12,46 Milliarden Mark (6,37 Mrd. Euro) noch nicht umgetauscht. Davon entfielen 5,83 Milliarden Mark auf Banknoten und 6,63 Milliarden Mark auf Münzen. Dies entspricht 165 Millionen Scheinen und mehr als 23 Milliarden Münzen.

Oft tauchen die alten Schätze durch Zufall auf. So fanden Erben eines Hauses versteckt im Keller der Immobilie im vergangenen Jahr 300 000 Mark. Es war bislang die höchste bei der Notenbank eingegangene Einzelsumme. „150 000 bis 200 000 Mark kommen dagegen häufiger vor, meist handelt es sich um Erbfälle“, berichtete Sven Bertelmann, Leiter des Nationalen Analysezentrums der Bundesbank für Falschgeld und beschädigtes Bargeld.

Manchmal gelingt die Rettung der alten Schätze in letzter Sekunde: Ein Mann hatte 450 Mark in 50-Mark-Scheinen in einem alten Buch versteckt. Seine Frau, die davon nichts wusste, wollte das Buch in den Ofen werfen, um das Feuer anzuheizen. Der Mann konnte seinen Schatz gerade noch rechtzeitig bergen.

Die Bundesbank rechnet nicht damit, dass alle alten Scheine und Münzen zurückgegeben werden. „Einiges dürfte verloren gegangen sein, vor allem Münzen. Teilweise wissen die Menschen aber auch nicht, dass sie die D-Mark immer noch kostenlos bei der Bundesbank umtauschen können“, berichtete Beermann. Beim Umtausch der kleinsten Münze rundet die Notenbank sogar auf. „Für einen Pfennig bekommt man einen Cent.“

Der allergrößte Teil der Bestände wurde rund um die Einführung des Euro-Bargeldes Anfang 2002 eingewechselt. Inzwischen werden pro Jahr D-Mark im Wert von 70 bis 90 Millionen Mark bei der Bundesbank eingereicht – Tendenz fallend.

Manche Menschen brauchen aber auch eine Weile für den Umtausch. So zögerte der Besitzer eines 1000-Mark-Scheines viele Jahre damit. Der Grund: Der Mann schämte sich, weil er betrunken die Banknote angebissen hatte, wie er in einem Brief an die Bundesbank schilderte.