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Pferdezucht Wirtschaftsfaktor auf Hufen

Seit Jahren steigen die Preise für deutsche Spitzenpferde. Aus einer Zucht in der Altmark stammt der aktuelle deutsche Meister.

16.10.2015, 23:01

Magdeburg/ Schwarzholz l Denis Nielsen führt den Hengst souverän über die Hindernisse des Parcours in Balve. Vor wenigen Monaten, im Juni dieses Jahres, sind die Zuschauer bei den deutschen Meisterschaften in der Kleinstadt in Nordrhein-Westfalen fasziniert von der fehlerfreien Runde des Reiters mit seinem Pferd Cashmoaker. Seit einem Jahr reitet Nielsen den Hengst. „Wenn man so ein Pferd reiten darf, dann macht das richtig Spaß“, sagt der Reitprofi nach seinem Meistertitel.

Cashmoaker, eines der erfolgreichsten Springpferde des vergangenen Jahres, stammt aus einer Zucht in Sachsen-Anhalt. Frank Timmreck hat den Hengst in seinen Ställen im kleinen Dorf Schwarzholz bei Osterburg in der Altmark gezüchtet.

Seit 1998 züchtet Timmreck Pferde. Derzeit stehen sechs tragende Stuten auf seinem Hof. Eine Arbeit, die sich auch finanziell lohnt. Cashmoaker (Rasse: Deutsches Sportpferd) hat Timmreck bereits 2006 verkauft. Damals war der Hengst noch ein Fohlen und mit 6500 Euro vergleichsweise günstig. „Heutzutage ist das Pferd wahrscheinlich fünf Millionen Euro wert“, sagt Timmreck.

Wie kaum ein anderes Pferd steht Totilas für das Millionengeschäft Reitsport. Der Hengst war das erste Pferd, das zehn Millionen Euro gekostet hat. Eine Summe, die den Reitsport verändert hat. Die Pferdewirtschaft steckte jahrelang in der Krise. Viele Züchter konnten nicht kostendeckend arbeiten. Doch seit Jahren ziehen die Geschäfte an. „Wir bemerken eine deutlich gesteigerte Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Fohlen und Pferden“, sagt Wolfgang Jung, Präsident des Pferdezuchtverbandes Brandenburg-Anhalt.

Totilas, erklärt Jung, habe allerdings bei vielen Züchtern falsche Erwartungen geweckt. „Zehn Millionen Euro war für unsere Basis ein falsches Signal“, erklärt er. Entscheidend für den Preis ist eine hohe Qualität bei der Zucht sowie eine Abstammung von international erfolgreichen Turnierpferden, so der Verbandspräsident.

Frank Timmreck verlässt sich in seinen Ställen längst nicht mehr auf Mutter Natur. Seine Stuten werden ausschließlich künstlich befruchtet. Erst vor wenigen Wochen hat er zwei seiner Stuten mit Samen des Hengstes Verdi befruchten lassen, immerhin Silbermedaillen-Gewinner bei den Olympischen Spielen in London vor drei Jahren. 1500 Euro hat Timmreck pro Bedeckung ausgegeben. „Ich habe das Glück in Schwarzholz einen sehr guten Stutenstamm zu pflegen“, sagt der 51-Jährige.

Der gute Ruf von Timmrecks Zucht hat sich mittlerweile auch im Ausland herumgesprochen. Ein irischer Reiter hat vor kurzem zwei Fohlen von ihm gekauft. Auf einer Auktion in Bayern haben die beiden Jungpferde für mehr als 23 000 Euro den Besitzer gewechselt. „Ich habe auch schon Fohlen nach Ägypten und in die USA verkauft“, sagt Timmreck.

Seitdem der Zuchtverband Brandenburg-Anhalt mit der Süddeutschen Pferdezuchtverbände Vermarktungs GmbH kooperiert, winkt Pferdezüchtern aus Sachsen-Anhalt vor allem auf den Fohlenauktionen in Süddeutschland ein gutes Geschäft. „Da ist das Geld. Wir verkaufen dort Pferde besser und teurer“, sagt Verbandspräsident Jung.

Für den langfristigen Zuchterfolg setzt Frank Timmreck vor allem auf gute Pflege und optimale Bedingungen. Gleich gegenüber seines Hofes, auf der anderen Straßenseite, rücken derzeit Bagger und Bauarbeiter an. Timmreck investiert. Für rund 400 000 Euro lässt er eine neue Reithalle, 16 Pferdeboxen und Wirtschaftsräume bauen. So soll die Zucht erfolgreich bleiben – auch für seine Kinder Marieke und Hauke, die den Betrieb einmal übernehmen sollen.