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Grüne Woche Erster Apfel-Wodka kommt aus Loburg

Eine Obstbrennerei aus Sachsen-Anhalt hat auf der Grünen Woche in Berlin eine Weltneuheit vorgestellt: den ersten Wodka aus Äpfeln.

26.01.2017, 23:01

Berlin l Jahrzehntelang stützte der Staat Schnapsbrennereien und kaufte Rohalkohol zu einem festen Preis ab. Damit ist in diesem Jahr Schluss. Für Brennereien brechen wichtige Umsätze weg. Viele Betriebe versuchen mit innovativen Produkten neue Märkte zu erschließen: Aus Sachsen-Anhalt kommt der weltweit erste Wodka aus Äpfeln.

Das Geschäft für Erich und Alf Kullmann aus Loburg (Landkreis Jerichower Land) war bislang einfach. In der Obstbrennerei, die Vater und Sohn gemeinsam führen, entstanden aus Äpfeln, Birnen, Kirschen und anderen Früchten erlesene Spirituosen. Auch Rohalkohol, der später nicht veredelt im Schnapsglas landete, wurde der Familienbetrieb stets los: Die Bundesmonopolverwaltung für Branntwein kaufte den Alkohol zu einem festen Preis ab. Jahrzehntelang stützte das staatliche Brantweinmonopol so kleine Brennereien wie die von Vater und Sohn Kullmann.

Doch bereits seit 2013 sinkt jährlich die staatliche Hilfe, um den Unternehmen einen sanften Übergang zu ermöglichen. In diesem Jahr ist dann endgültig Schluss. Das staatliche Branntweinmonopol ist Geschichte. Der Bund setzt damit eine Vorgabe der Europäischen Union um, die den Markt liberalisiert sehen will. Obstbrennereien müssen nun selbst gucken, wo sie ihren Rohalkohol loswerden.

Erich und Alf Kullmann präsentieren ihre Antwort auf die veränderten Rahmenbedingungen am Donnerstagmittag auf der Grünen Woche in Berlin. Die beiden Spirituosen-Experten haben gemeinsam mit der Universität Magdeburg ein Verfahren entwickelt, das es möglich macht, aus Äpfeln Wodka herzustellen. Eine Weltpremiere, denn bislang wird das hochprozentige Wässerchen aus Getreide oder Kartoffeln gebrannt.

„Wie das genau funktioniert, ist unser Geheimnis und das werden wir nicht erzählen“, sagt Vater Erich Kullmann. Nur so viel: Das Prozedere ist aufwendig. Die Maische, ein Brei aus zerdrückten Früchten, wird auf 80 Grad erhitzt, zehn bis zwölf Tage gegoren und danach mehrmals destilliert. „Wodka aus Obst herzustellen war bislang nicht möglich“, sagt Sohn und Brennerei-Geschäftsführer Alf Kullmann.

Verfahren und neuartige Abfülltechnik sind gemeinsam mit der Uni verfeinert worden. In einem Versuchslabor musste der Wodka aus Äpfeln auch den ersten Geschmackstest bestehen. Testtrinker stellten fest: Die Kreation aus dem Jerichower Land kann ohne Weiteres mit dem etablierten Wodka aus Getreide mithalten. Frisch und sanft mit einer leichten Note aus Äpfeln – so schmeckt der Loburger Wodka. Bis zu 30 Euro müssen Kunden für eine Flasche auf den Tisch legen. 10.000 Liter hat die Brennerei bereits produziert. „Etwa die Hälfte haben wir verkauft“, erzählt Erich Kullmann.

Seit einigen Monaten wird die Spirituose unter dem Namen „Squamata“ vermarktet. Das Etikett der Flasche verzieren ein Apfel und eine Schlange. Denn „Squamata“ ist das englische Wort für Reptilienhaut. Erich Kullmann will die Kunden mit seinem Getränk in Versuchung führen: „Im Garten Eden bot eine Schlange Eva den Apfel an, um ihn mit Adam zu teilen“, erklärt der Unternehmer. Die biblische Spirituose soll vor allem in Asien ein Renner werden, hoffen Vater und Sohn Kullmann. Wodka und Gin wird besonders in China immer beliebter. Dort wächst die Nachfrage rasant, hat eine Marktanalyse der Uni Magdeburg ergeben. Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) hofft auf weitere Kooperationen zwischen Hochschulen und Mittelständlern: „Unternehmen müssen die Ressource Wissenschaft noch stärker nutzen.“