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Autoindustrie Der Opel-Streit kocht hoch

Die Eisenacher Opel-Beschäftigen protestierten mit dem Ministerpräsidenten Thüringens gegen die Sparpläne des Mutterkonzerns PSA.

24.04.2018, 23:01

Erfurt (dpa) l Die thüringische Regierung hat am Dienstag gemeinsam mit den Beschäftigten von Opel gegen die Sparpläne des französischen Mutterkonzerns PSA protestiert. Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) nahmen am Nachmittag in Eisenach an einem Protestmarsch mit 1400 Opel-Beschäftigten teil, wie ein IG-Metall-Sprecher sagte. Sie forderten, dass PSA ausreichend in das Eisenacher Werk investiert, um dessen Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Köhlinger forderte erneut, dass künftig zwei Modelle in Eisenach produziert werden sollen – statt wie vom Management in Aussicht gestellt nur eins. „Wir sind und bleiben bereit für weitere Tarifverhandlungen“, erklärte er. Das Ziel sei die Sicherung der Arbeitsplätze in Eisenach, Rüsselsheim und Kaiserslautern sowie deren Zukunftsfähigkeit. Auch aus den anderen beiden Standorten waren Mitarbeiter nach Eisenach gekommen.

Ramelow verlangte in der Sendung MDR Aktuell von PSA eine Zukunftsgarantie für alle drei Opel-Produktionsstandorte. Der Ministerpräsident beklagte sich außerdem über widersprüchliche Aussagen der Opel-Geschäftsführung.

Einerseits höre er von Opel-Chef Michael Lohscheller, dass das Werk in Eisenach nicht gefährdet sei. „Andererseits habe ich erst gestern wieder ein Gespräch mit der Unternehmensleitung gehabt, wo mir deutlich gesagt wurde, es geht um eine Mitarbeiterzahl unter 1000 und es geht um eine Produktionsauslastung unter 100.000 Stück.“ In Eisenach arbeiten derzeit 1800 Menschen, das Werk sei „für den Bau von 180.000 Fahrzeugen jährlich konzipiert“, sagte Ramelow im MDR.

Opel versucht derzeit unter dem Druck von PSA, seine Kosten massiv zu senken. Das Unternehmen will die Tariferhöhung von 4,3 Prozent für dieses Jahr stunden. Andernfalls soll es keine Investitionen in das Werk Eisenach geben. Betriebsräte und IG Metall fordern die Einhaltung der geltenden Verträge.

Die PSA-Gruppe hatte Opel im Sommer 2017 für 1,3 Milliarden Euro von dem US-Hersteller General Motors übernommen. Damit sind die Umsätze des französischen Konzerns deutlich gestiegen: Im ersten Quartal 2018 wuchs er um 42 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 18,2 Milliarden Euro, wie PSA in Paris mitteilte. Der Konzern habe in den drei Monaten eine Rekordzahl von 1,05 Millionen Autos verkauft.

Zum Gewinn machte PSA keine Angaben. Im Jahr 2017 waren es unter dem Strich 1,9 Milliarden Euro gewesen und damit so viel wie nie. Opel und die britische Schwester Vauxhall machen aber weiterhin Verlust.

PSA-Chef Carlos Tavares sagte am Dienstag auf der Hauptversammlung bei Paris, das Unternehmen sei derzeit in „intensiven“ Verhandlungen mit den Sozialpartnern in Deutschland. Die Diskussion werde noch „einige Wochen dauern“ und werde noch „etwas Lärm“ machen. Das sei aber notwendig, um das Unternehmen wieder in die Spur zu bringen.

Die Hauptversammlung stimmte unter anderem der Entlohnung von Tavares für das vergangene Jahr zu. Dazu gehört auch eine Sonderzahlung von einer Million Euro wegen der Opel-Übernahme. Tavares kommt für 2017 auf ein Jahresgehalt – einschließlich Aktien – von 6,7 Millionen Euro, 2 Millionen mehr als 2016. Meinung

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