1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. Corona-Krise erschwert Recycling

Chemieindustrie Corona-Krise erschwert Recycling

Recycling ist aufwendig und teuer. Seit jeher müssen die Wiederverwerter mit oftmals günstigerem Neuplastik aus Öl konkurrieren.

27.05.2020, 23:01

Magdeburg (dpa/uk) l Plastik hat keinen guten Ruf. Weil der Kunststoff lange braucht, um biologisch abgebaut zu werden, treiben Plastiktüten und PET-Flaschen über Jahrhunderte in Flüssen und Meeren. Der Müll verstopft die Mägen von Seevögeln und Fischen, verdreckt das Wasser und sogar ganze Küstenstreifen. Weil die Abfallmengen trotzdem weiter steigen, ruhen viele Hoffnungen auf der Wiederverwertung. Längst hat sich ein ganzer Wirtschaftszweig rund um das Recycling entwickelt. Die Corona-Krise kommt für die Branche allerdings zur Unzeit.

„Aufgrund der Corona-Krise sinkt die Nachfrage aus der kunststoffverarbeitenden Industrie weiter mit dem Ergebnis fallender Preise sowohl für Neuware als auch Recyklate“, sagt Herbert Snell, Vizepräsident des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung mit Sitz in Köln. „Dies führt beim Kunststoffrecycling zu erheblichen wirtschaftlichen Problemen mit der Folge, dass einige Anlagen bereits abgestellt sind oder mit geringerer Leistung produzieren.“

Plastik zu recyceln, ist aufwendig und teuer. Zuerst müssen die Wiederverwerter den Kunststoffabfall einsammeln. Dann müssen sie das häufig extrem verdreckte Plastik reinigen und sortieren. Viele Sorten können nicht verwendet werden, weil ihre Qualität zu schlecht, ihre Zusammensetzung zu bunt ist. Da ist es für die Kunden häufig günstiger, neu produzierten Kunststoff zu verwenden – sei es für Verpackungen im Handel oder für Armaturenbretter im Auto.

Die APK AG in Sachsen-Anhalt zählt zu den Spezialisten für die Produktion hochwertiger Kunststoffgranulate aus Kunststoffabfällen. Doch es gibt mit der APK AG in Sachsen-Anhalt einen Spezialisten für die Produktion hochwertiger Kunststoffgranulate aus Kunststoffabfällen. „APK gehört zu den drei Unternehmen weltweit, die lösungsmittelbasiertes Kunststoffrecycling im industriellen Maßstab betreiben. Wir verarbeiten im Jahr rund 8000 Tonnen Kunststoffabfall und schaffen daraus Materialien, deren Standard nahezu jenem von Neuware entspricht“, so Kristy-Barbara Lange, Leitung Öffentlichkeitsarbeit von APK.

Die Firma aus Merseburg hat vor wenigen Tagen eine spektakuläre Innovation im Kunstrecycling vorgestellt. Gemeinsam mit Siegwerk, einem der führenden Anbieter von Druckfarben für Verpackungsanwendungen und Etiketten, wurden Entfärbungsversuche von doppelt bedruckter LDPE-Folien erfolgreich abgeschlossen. Die im Oktober 2019 ins Leben gerufene strategische Partnerschaft des Druckfarbenherstellers und des Recyclingunternehmens kann damit erste wegweisende Erkenntnisse zu einer besseren Recyc-lingfähigkeit von flexiblen Verpackungsanwendungen beitragen.

„Wesentlich für ein zukunftsfähiges Kunststoffrecycling ist, innovative Verfahren zu fördern und nicht nur auf heutige mechanische Recyclingtechnologie zu setzen. Wir müssen aus Altware wieder Produkte schaffen, die qualitativ dem Neustandard entsprechen. So schonen wir wertvolle Ressourcen und damit die Umwelt“, ergänzt Lange.