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Die Analyse Ost-Marken müssen sich neu erfinden

Nur wenigen Ost-Produkten ist der Sprung auf bundesdeutschen Markt gelungen. Gleichzeitig schwindet in der alten Heimat die Bedeutung.

31.08.2017, 23:01

Magdeburg/Leipzig l Tradition und Familienbezug, die Qualität der Produkte, regelmäßige Innovationen und eine seit 65 Jahren gelebte Backkompetenz – all das zahlt sich aus, sagt Marco Thiele, Geschäftsführer des Backwarenherstellers Kathi aus Halle, mit Blick auf die Ergebnisse der Mitteldeutschen Marketingstudie, die am Donnerstag präsentiert worden ist.

Kathi zählt seit Jahren gemeinsam mit Rotkäppchen-Sekt zu den bekanntesten Marken aus Sachsen-Anhalt. Die Familie Thiele hat nach der Wende ihr kleines Back-Wunder erlebt. Wie viele andere Ost-Produkte auch war Kathi nach dem Mauerfall kaum noch gefragt. Neue West-Marken lockten. Kathi schrumpfte von 137 auf 37 Mitarbeiter. Erst im Laufe der Neunzigerjahre besannen sich die Ostdeutschen wieder auf Altbewährtes. Kathi wuchs. In den ostdeutschen Bundesländern sind die Hallenser mittlerweile Marktführer. Ein weiterer Ost-Leuchtturm ist Rotkäppchen aus Freyburg. Das Unternehmen ist im Sekt-Segment mittlerweile bundesweiter Platzhirsch.

Doch vielen Ost-Marken fällt der Sprung in die West-Küchen nach wie vor schwer. Und gleichzeitig bröckelt die Basis in der Heimat. Denn die ursprüngliche Zielgruppe von Hasseröder, Zetti und Co. wird immer älter, in den kommenden Jahren wird die Zahl der Liebhaber weiter sinken. Vielen Marken steht deswegen ein entscheidender Schritt erst noch bevor. Sie werden sich neu erfinden müssen, um auch für die jüngere Zielgruppe attraktiv zu werden.

Die Ausgangsposition dafür könnte besser sein. Sachsen-Anhalts Ernährungsbranche beschäftigt zwar gut 25 000 Menschen und erwirtschaftet zudem rund 7,5 Milliarden Euro Umsatz jedes Jahr. Doch viele Firmen sind klein. Große Budgets für neue und innovative Produkte sind nicht drin.

Die Firmen müssen deswegen über ihren Tellerrand hinausschauen. Im Bundesland könnten zum Beispiel Hochschulen und Universitäten dabei helfen, gute Ideen zur Marktreife zu bringen. Diese Kooperation würde auch die Tür in andere Märkte weiter aufstoßen – und das Überleben vieler Ost-Marken sichern.