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Handelskonflikt 1,15 Billionen Dollar Schulden bei China

US-Präsident Donald Trump steht im Konflikt mit der Volksrepublik, dabei sind die USA wegen ihrer hohen Verschuldung auch abhängig.

17.08.2017, 06:28

Frankfurt/Washington (dpa) l Während die USA und China auf einen zermürbenden Handelskonflikt zusteuern, zeigt eine aktuelle Veröffentlichung des US-Finanzministeriums eindrücklich, wie abhängig beide Länder voneinander sind. Ausgerechnet jetzt sind die Chinesen wieder zu den größten Gläubigern des US-Staates aufgestiegen. Das sind die Zahlen und ihre Bedeutung für beide Länder:

Wie viele Schulden hat der amerikanische Staat bei Chinesen?
Den Daten zufolge hielten chinesische Gläubiger Ende Juni US-Staatsanleihen und andere Schuldtitel im Wert von 1,15 Billionen Dollar (980 Mrd. Euro). Das waren 44 Milliarden Dollar mehr als noch einen Monat zuvor. Damit hat das Reich der Mitte Japan als größten Gläubiger des amerikanischen Staates wieder abgelöst. Davor hatte Japan China für ein gutes halbes Jahr von der Spitzenposition verdrängt.

Wie kommt dieser riesige Schuldenberg zustande?
Die enorme Summe hat sich über Jahrzehnte angesammelt. China exportiert permanent mehr in die USA als es von dort importiert. Der Warenhandel lag 2016 bei einem Volumen von 578 Milliarden Dollar, wobei die Chinesen Produkte im Wert von 347 Milliarden Dollar mehr in die USA lieferten als die Amerikaner umgekehrt nach China. Die Einnahmen aus den Exporten – in die US aber auch in andere Länder – legen die Chinesen zum Großteil in den USA an, denn die Geldanlage dort gilt als sicher. Außerdem spielt der Dollar als Weltleitwährung eine entscheidende Rolle.

Thomas Simons, Ökonom bei der US-Investmentbank Jefferies, geht angesichts der absehbaren Entwicklung im Außenhandel von weiter steigenden amerikanischen Schulden gegenüber China aus. "Der Außenhandel wird noch mehr Nachfrage nach US-Staatspapieren schaffen."

Was bedeuten die Schulden für die USA?
Die allgemein hohe Verschuldung des US-Staates im Ausland bedeutet, dass die Amerikaner auf Pump leben. Die Frage ist, wie beziehungsweise ob der immense Schuldenberg irgendwann wieder abgebaut werden kann. US-Präsident Donald Trump sieht die Schuld an dem chronischen Handelsbilanzdefizit der USA bei anderen Ländern und wirft ihnen "unfaire" Handelspraktiken vor.

Besonders China hat er im Visier. Das Land werfe zum Beispiel Stahl zu Dumpingpreisen auf den US-Markt. Zuletzt haben die USA Strafmaßnahmen gegen chinesische Alufolien-Importe angekündigt. Am Montag brach Trump extra seinen Urlaub ab, um Anweisung zu einer Untersuchung über Diebstahl geistigen Eigentums und Zwang zum Technologietransfer in China zu geben. China droht bereits mit Gegenwehr. Der Handelsstreit ist auch deshalb brisant, weil er eine Kooperation beider Länder in der Nordkorea-Krise erschweren könnte.

Was bedeuten die hohen Forderungen gegenüber den USA für China?
Dass China an den weltweiten Finanzmärkten als Gläubiger im großen Stil auftritt, hatte zuletzt auch mit einer massiven Kapitalflucht aus dem Land zu tun. Risiken mit Blick auf Chinas Wirtschaft haben zugenommen. Enorme Überkapazitäten in der Industrie, riesige Schuldenberge der Unternehmen, die Gefahr einer Überhitzung am Immobilienmarkt und eine Verlangsamung des Wachstums stimmen misstrauisch. Deshalb wollen viele ihr Geld aus dem Reich der Mitte abziehen und beispielsweise in den USA anlegen. Inzwischen stemmt sich die chinesische Führung mit Kapitalverkehrskontrollen dagegen und versucht, zur Geldanlage im Inland zu ermutigen.

Welche Rolle spielt Deutschland als Gläubiger der USA?
Obwohl Deutschland einer der wichtigsten Handelspartner der USA ist und dort ebenfalls massive Exportüberschüsse erzielt, spielen die Deutschen eine eher geringe Rolle als Gläubiger des US-Staates. Ende Juni lag Deutschland auf der Geldgeber-Liste lediglich auf Platz 19 und mit gut 68 Milliarden Dollar an Forderungen nur knapp vor Thailand und weit abgeschlagen etwa hinter Großbritannien und Brasilien. Allerdings sind solche Vergleiche mit Vorsicht zu genießen. So tauchen beispielsweise die Kaiman-Inseln, die Schweiz und Luxemburg trotz ihrer relativ kleinen Volkswirtschaften weit vorne auf der Liste auf.