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Hitzesommer Bilanz der Dürre in Sachsen-Anhalt

Schlechte Ernten, viele Brände und ausgetrocknete Parks - die Dürre und ihre Folgen in Sachsen-Anhalt.

Von Paul Schulz 22.08.2018, 01:01

Magdeburg l Hohe Temperaturen und kaum Niederschlag: Die langanhaltende Trockenperiode hat Sachsen-Anhalt fest im Griff. Vor allem die Bauern im Land sind betroffen und klagen über Ernteausfälle und hohe Ertragseinbußen. Urban Jülich, Vorsitzender des Bauernverbandes „Börde“ e. V., schätzt die Situation so ein: „Über Monate fehlender Regen und die langanhaltende Hitzewelle haben auf den Feldern zu extremen Ausfällen geführt. Je nach Standort und Niederschlagsmenge gab es Ertragseinbußen bei den Getreiden von 15 bis 50 Prozent, bis hin zu Totalausfällen.“

Laut dem Bauernverband „Börde“ wird insbesondere beim Winterroggen mit einer miserablen Ernte gerechnet. Im Vergleich zu den durchschnittlichen Erträgen der Jahre 2012 bis 2017 dürfte der diesjährige Ertrag rund 41 Pronzent geringer ausfallen – so wenig wurde bei Roggen bislang noch nie eingefahren. Das Statistische Landesamt geht sogar von einem Verlust von 49,6 Prozent aus.

Auch der Winterraps, die zweitwichtigste Mähdruschkultur in Sachsen-Anhalt, leidet unter der Trockenheit. Laut dem Bauernverband Börde dürften die Raps-Erträge rund 30 Prozent niedriger ausfallen.

Doch auch bei allen anderen Feldfrüchten wie Kartoffeln, Zuckerrüben, Mais und Weizen wird mit erheblichen Ertragseinbußen gerechnet. „Das ist eine wirklich besondere Situation. Eine so lange Trockenheitsperiode ist äußerst selten. Einzelne Betriebe sind in ihrer Existenz bedroht, wenn keine Hilfen von Seiten der Politik kommen“, sagt Jülich.

Eine weitere Folge der langandauernden Trockenheit sind die zahlreichen Brände. Zu den größten Feuern der vergangenen Monate zählten der Flächenbrand in der Colbitz-Letzlinger Heide Ende Juni und der Großbrand im Waldgebiet Annaburger Heide bei Wittenberg vor zwei Wochen. „Die Einsatzhäufigkeit hat sich im Vergleich zu den Vorjahren mindestens verdoppelt“, schätzt Kai-Uwe Lohse, Kreisbrandmeister des Landkreises Harz. „Es ist immer noch sehr trocken und wir haben im Harz und auch in anderen Landkreisen die Waldbrandwarnstufe fünf. Die Wahrscheinlichkeit, dass weitere Feuer ausbrechen, ist also noch immer sehr hoch“, ergänzt Lohse.

Aber nicht nur Bauern und Feuerwehrleute haben ihre Not mit der Trockenheit. Auch Städte und Kommunen stehen vor der Herausforderung, die Parks und Grünanlagen zu bewässern. Viele Flächen müssen neu bepflanzt werden, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei den Kommunen im Land ergab. Vor allem Bäumen und Büschen setzte die starke Hitze im Sommer zu. Wiesen und Grünflächen könnten sich nach kräftigen Regengüssen von alleine erholen, hoffen die Zuständigen der Kommunen.

In Stendal wird mit Schäden an Bäumen gerechnet. „Sobald der Boden durch einen ausgiebigen Regenschauer wieder richtig durchnässt wird, treiben die Gräser wieder durch“, sagte Stadtsprecher Philipp Krüger. Doch bei etwa 17 Bäumen auf öffentlichen Grünflächen zeichneten sich bereits akute Schäden ab. Falls die Bäume im nächsten Frühjahr nicht austreiben würden, müssten sie ersetzt werden, hieß es.

In Merseburg hätten die Mitarbeiter der Stadt in den vergangenen Wochen viel geleistet, um ihre Grünflächen zu bewässern, teilte eine Stadtsprecherin mit. Trotzdem konnten nicht alle Pflanzen gerettet werden. Die Flächen, die sich im Herbst nicht von alleine erholten, sollen im kommenden Frühjahr neu bepflanzt werden.

In Halberstadt warte man auf ergiebigen Regen, sagte Stadtsprecherin Ute Huch. In diesem Jahr solle es aber keine Aussaat mehr geben. So halten es auch Magdeburg und Dessau-Roßlau. Da das Ende der Trockenperiode noch nicht erreicht sei, müsse abgewartet werden, bis die gesamten Auswirkungen einzuschätzen seien, sagte Stadtsprecher Carsten Sauer in Dessau-Roßlau.