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Obstanbau Deutsche Erdbeeren unter Folie

Für Erdbeerbauern spricht vieles für einen Anbau unter Glas oder Folie. Naturschützer sehen diese Methode kritisch.

21.05.2019, 23:01

Frankfurt/Main (dpa) l Deutschlands Bauern bauen Erdbeeren vermehrt in Folientunneln und Gewächshäusern an. Der klassische Anbau auf dem Feld geht hingegen zurück. Für Landwirte ist der teurere Anbau unter der Folie nach mehreren wechselhaften Sommern die sichere Bank. „Er bewahrt die Pflanzen vor extremen Wetterbedingungen, liefert höhere Erträge, bessere Qualität und sogar bessere Arbeitsbedingungen für die Erntehelfer“, sagt Simon Schumacher, Sprecher des Verbandes Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE).

Die Abdeckungen schützen die Pflanze vor Starkregen, Hagel, Frost und Trockenheit. „Starke Niederschläge können die Früchte beschädigen, die dadurch schneller faulen. Das passiert uns beim geschützten Anbau nicht“, erläutert Schumacher. Bei einer Trockenheit wie im Sommer 2018 könnten die Pflanzen außerdem effizienter bewässert werden, da das Wasser nicht einfach verdunste. Zwischen 2011 und 2018 hat sich die Fläche im geschützten Anbau beinahe verfünffacht. Mehr als zwölf Prozent der Anbaufläche für Erdbeeren waren im vergangenen Jahr durch Gewächshäuser und Folientunnel geschützt, wie das Statistische Bundesamt erhoben hat.

„Dieser Anbau wird sich weiter ausdehnen“, ist sich der Landwirt Ulrich Osterloh aus der Nähe von Vechta sicher. In Großbritannien würden Erdbeeren bereits ausschließlich in Folientunneln angebaut und auch in Holland kämen bereits 60 Prozent der Früchte aus Gewächshäusern, mit deutlich höheren Erträgen. In Deutschland liegt die Erntemenge unter Folie im Durchschnitt etwa 60 Prozent über dem Freilandanbau. 2018 wurden 15,24 Tonnen Erdbeeren pro Hektar geerntet. Im Freiland waren es nur 9,51 Tonnen. Die Früchte aus dem Tunnel sind deutlich früher reif als die klassischen Freiland-Erdbeeren. Kunden können so mitunter schon Mitte April einheimische Früchte essen. „Je früher wir dran sind, desto besser. So können wir den spanischen Erdbeeren etwas entgegensetzen“, sagt Osterloh. Verbraucher seien bereit, für heimische Produkte etwas mehr zu zahlen. Die niedrigen Preise der Importprodukte seien wegen des höheren Mindestlohns hierzulande und der Produktionsstandards für deutsche Erzeuger nicht erreichbar.

Infografik: Das Lieblingsobst der Deutschen | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

Die Bauern sehen ihre Ware auch geschmacklich im Vorteil. Mit Blick auf Transportwege und Lagerzeit seien Import-Erdbeeren besonders auf hohe Festigkeit angelegt und würden oft noch vor der optimalen Reife gepflückt. Ihr Aroma sei daher oft etwas flach. Gewächshaus-Erdbeeren hingegen könne man aufgrund kürzerer Transportwege dann pflücken, wenn die Beere in voller Reife stehe, sagt Schumacher vom Erzeugerverband.

Naturschützer betrachten die Folientunnel hingegen kritisch. „Die Fläche unter den Tunneln geht für die Tier- und Pflanzenwelt als Lebensraum verloren“, sagt Bernd Petri vom Naturschutzbund (Nabu) in Hessen. Er sehe den Kunden in der Pflicht, eine weitere Ausdehnung des Anbaus unter Folien zu verhindern. Sie müssten sich bewusst machen, dass Erdbeeren vom freien Feld nur im Hochsommer in Deutschland geerntet werden können, und ihr Kaufverhalten entsprechend anpassen.