Pendeln Der lange Weg zur Arbeit

Pendeln gehört für immer mehr Menschen in Deutschland zum Alltag. Besonders in Teilen Ostdeutschlands sind die Wege weit.

06.02.2020, 23:01

Berlin (dpa/uk) l Immer mehr Beschäftigte in Deutschland pendeln zur Arbeit. Zugenommen hat die Zahl der Pendler zwischen den Bundesländern, zwischen den Kreisen und über Gemeindegrenzen hinweg. Auch die Länge des Wegs zur Arbeit ist im Schnitt gestiegen.

Im vergangenen Jahr gab es 3,40 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, die ihren Arbeitsort nicht in dem Bundesland hatten, in dem sie wohnten. Im Jahr davor waren es rund 50 000 weniger – und 1999 erst 2,14 Millionen. Das geht aus Daten zu Pendlerverflechtungen der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor, die die Linken-Abgeordnete Sabine Zimmermann analysiert hat.

Für die Arbeit ihre Gemeinde verlassen haben 2018 knapp 60 Prozent aller Arbeitnehmer. Im Jahr 2000 waren es lediglich 54 Prozent. Das zeigt eine weitere Auswertung der Pendlerdaten, die das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung vorgenommen hat. Demnach pendelten zuletzt gar 19,3 Millionen Beschäftigte. Im Jahr 2000 waren es noch 14,94 Millionen. Die starke Zunahme liege vor allem am Beschäftigtenzuwachs in den vergangenen Jahren.

Mehr Beschäftigte verlassen auf dem Weg zur Arbeit auch ihren Stadt- oder Landkreis. 2018 waren dies 12,6 Millionen, 2000 erst 9,3 Millionen. Wie das Bundesinstitut weiter ermittelt hat, stieg die durchschnittliche Länge der Arbeitswege von 14,8 Kilometer im Jahr 2000 auf 16,9 Kilometer im Jahr 2018. Die 16-Kilometer-Distanz wurde bereits 2006 überschritten, in den vergangenen Jahren schwächte sich der Trend zu immer weiteren Arbeitswegen ab.

Noch immer fahren wesentlich mehr Beschäftigte aus Ostdeutschland zum Arbeiten in die westlichen Bundesländer als in umgekehrter Richtung. 2019 pendelten nach den BA-Zahlen rund 415.000 ostdeutsche Beschäftigte in den Westen. Umgekehrt kamen aus Westdeutschland 178.000 Beschäftigte zum Arbeiten in den Osten.

Im Juni 2018 haben 143 705 Sachsen-Anhalter ihren Wohnort verlassen, um in anderen Bundesländern zu arbeiten. Das waren 165 weniger als noch im Jahr zuvor, wie die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt/Thüringen der Agentur für Arbeit mitteilte. Die meisten Auspendler arbeiteten in Niedersachsen (41 713), Sachsen (35 230), Thüringen (14 510), Brandenburg (9807) und Nordrhein-Westfalen (9630).

Arbeitnehmern in den Flächenländern Ostdeutschlands bleibt häufig keine Alternative, mit dem Auto zur Arbeit zu fahren, weil der Nahverkehr nur ungenügende Angebote aufweist.