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Sicherheit Bauarbeiter leben gefährlich

Laut Unfallstatistik befinden sich die gefährlichsten Arbeitsplätze auf dem Bau, gefolgt von der Transport- und Verkehrswirtschaft.

Von Bernd Kaufholz 27.04.2018, 01:01

Magdeburg l Montag, 3. April 2017. Bei Schalungsarbeiten für das neue Hotel gegenüber dem Kulturhistorischen Museum in Magdeburg verliert ein 46 Jahre alter Bauarbeiter auf der Leiter das Gleichgewicht und stürzt aus etwa zweieinhalb Metern auf senkrecht stehende Monierstäbe. Dabei verletzt er sich schwer. Auf Grund der Gegebenheiten muss der Mann von der Feuerwehr mit einer Korbtrage aus dem Baustellenbereich gerettet und auf den Boden transportiert werden.
Der 28. April ist der Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz. Er wurde 1984 von der internationalen Arbeitsorganisation ins Leben gerufen.
Die Anzahl der Arbeitsunfälle in Sachsen-Anhalt für das vergangene Jahr liegen noch nicht vor. Die Erhebung weise jedoch aus, das es 2016 zwischen Arendsee und Zeitz 24.109 Arbeitsunfälle gab. Angeführt wird die Statistik von Nordrhein-Westfalen mit 188.269 dieser Vorkommnisse, gefolgt von Bayern mit 142.024.
Nicht immer gehen Arbeitsunfälle so glimpflich aus, wie im oben beschriebenen Fall. 2013 starben in Sachsen-Anhalt zwölf Menschen am Arbeitsplatz, 2014 und 2015 waren es acht, vor zwei Jahren 13.
Zu den schwarzen Tagen gehörten die ersten beiden Apriltage 2017. Am 1. April stürzte der Mitarbeiter einer Großbäckerei in Osterweddingen in einen Abfallbehälter. Rettungskräfte konnten ihn nur mit Atemschutzausrüstung bergen. Trotz aller Bemühungen des Helferteams starb der Mann.
Am 2. April starb ein 24 Jahre alter Saisonarbeiter im Landkreis Stendal auf dem Gelände eines Landwirtschaftsbetriebes. Er wurde von einem 250 Kilogramm schweren Strohballen erschlagen.
Betrachtet man die deutschlandweite 22-Jahres-Kurve der meldepflichtigen Arbeitsunfälle – bezogen auf 1000 Vollbeschäftigte – wird ersichtlich, dass sie nach unten ging. Das heißt: Die Zahl der Unfälle ging zurück. Wurden 1995 noch mehr als 46 Unfälle, bezogen auf 1000 Vollbeschäftigte der gewerblichen Wirtschaft, erfasst, waren es 2016 weniger als die Hälfte (22,95).
Blickt man bei den tödlichen Arbeitsunfällen über den deutschen Tellerrand hinaus, ist festzustellen, dass zum Zeitpunkt der jüngsten Erhebung (2014) Frankreich im EU-Raum mit 589 Todesfällen trauriger Spitzenreiter ist. Dahinter liegt Italien mit 522 Fällen. Auf Platz drei findet man Deutschland mit 500 Arbeitsunfällen, bei denen Menschen getötet wurden.
Arbeitsunfall-Ursache Nr. 1 ist das Stolpern, Rutschen oder Stürzen (34,7 %).
Ursache Nr. 2: Wenn Mitarbeiter Werkzeuge und Maschinen falsch bedienen, zum Beispiel beim Schneiden, Hämmern, Bohren. Routine reißt schnell ein. Handwerker, der mit einem Cuttermesser ein Kabel schneidet und das Messer dabei in Richtung des Körpers hält. Das geht 1000 Mal gut, bis er doch mit dem Messer abrutscht und sich die Klinge in den Körper bohrt.
Ursache Nr. 3: Ein weiterer Unfallschwerpunkt ist der falsche Umgang mit Gegenständen. Fast schon sprichwörtlich ist der Kollege, der eine Kiste aus dem Regal ziehen will, die Kontrolle verliert und von der Kiste erschlagen wird.
Ursache Nr. 4: Wenn Sicherheitsvorschriften missachtet werden. Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin werden 39,4 % aller tödlichen Arbeitsunfälle zumindest teilweise durch den unterlassenen, unsachgemäßen oder unbefugten Gebrauch von Arbeitsmitteln mit verursacht.
Ursache Nr. 5: Wenn Mitarbeitern die nötige Erfahrung fehlt. Menschen bis 25 Jahre sind ungefähr doppelt so häufig in Arbeitsunfälle verwickelt wie die übrigen Altersgruppen. Erklären lässt sich das nicht nur mit dem sprichwörtlichen „jugendlichen Leichtsinn“.
Ursache Nr. 6: Wenn Routine das Gefahrenbewusstsein senkt. Auch in der Altersgruppe von 45 bis 54 Jahren liegt das Risiko für einen tödlichen Arbeitsunfall über dem Schnitt. Und ab einem Alter von 55 Jahren ist das Risiko für solch ein Unglück so groß wie nie im Arbeitsleben. Denn häufig schleichen sich mit der Zeit Nachlässigkeiten ein.
Kommentar "Sensemann bei der Arbeit" zum Thema.