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Studie Digitalisierung bedroht 100.000 Jobs

In Sachsen-Anhalt stehen durch die Digitalisierung viele Jobs auf dem Spiel, prognostizieren Arbeitsmarktforscher.

27.11.2016, 23:01

Magdeburg l Experten der Bundesagentur für Arbeit in Halle haben sich in einer Studie mit den möglichen Folgen der Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt beschäftigt. Sie kommen in dem Papier, das der Volksstimme exklusiv vorliegt, zu dem Ergebnis, dass spätestens bis 2030 viele Jobs im Land überflüssig werden könnten.

Derzeit würden 15 Prozent der rund 780.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Berufen arbeiten, in denen sie bis zu 70 Prozent Routine-Tätigkeiten verrichten, etwa am Fließband. Diese könnten früher oder später von Maschinen oder Robotern übernommen werden und die Menschen damit größtenteils überflüssig machen. Umgerechnet geht es hierbei um die Zukunft von mehr als 113.000 Arbeitnehmern.

Nach Ansicht von Kay Senius, dem Chef der Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt, werden aber nicht zwangsläufig alle betroffenen Stellen wegfallen. Er betont, dass ein Teil der Arbeiten weiterhin von Menschen erledigt werden müsse. Während hierzulande 15 Prozent der Jobs eine unsichere Perspektive zugeschrieben wird, gelten im Saarland 20 Prozent der Stellen als gefährdet. Berlin und Hamburg weisen dagegen Quoten von acht und neun Prozent auf.

Besonders stark von der Digitalisierung erfasst werden der Studie zufolge Fertigungsberufe in den Bereichen Maschinenbau, Fahrzeugtechnik und Elektrotechnik. Auch Fertigungsjobs in den Sparten Mechatronik, Automatisierung- und Energietechnik zählen dazu. Ob ein Arbeitnehmer um seinen Job fürchten muss, wird auch von seinem Qualifikationsniveau abhängen. Hilfsarbeiter sind den Angaben zufolge eher betroffen als Arbeitnehmer mit einer Meisterausbildung oder Absolventen mit einem Hochschulabschluss. Je höher der Ausbildungsgrad, desto geringer das Risiko.

Mit einer neuen Welle von massenhafter Arbeitslosigkeit rechnen die Forscher allerdings nicht, auch nicht für Sachsen-Anhalt. „Panik und Angst sind völlig fehl am Platz“, betont Kay Senius. Gleich mehrere Gründe führt er hierfür an: Abgesehen davon, dass nicht jeder Job sofort wegfalle, werde die Zahl der Arbeitnehmer wegen der älter werdenden Gesellschaft in den kommenden Jahren deutlich zurückgehen.

Durch die Digitalisierung würden zudem neue Arbeitsstellen entstehen, und es gebe außerdem Bereiche wie die Pflege- und Gesundheitswirtschaft, die unabhängig vom Trend zu Maschinen weitere Jobs schaffen könnten. „Ich gehe daher nach heutigen Erkenntnissen nicht davon aus, dass wir einen Anstieg der Arbeitslosigkeit erleben werden“, erklärt Senius.