1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. Fusionspoker in der heißen Phase

Zusammenschluss Fusionspoker in der heißen Phase

Tun sich Deutschlands größte Privatbanken zusammen? Die Gespräche gehen in die heiße Phase.

22.04.2019, 23:01

Frankfurt/Main (dpa) l In den Fusionsgesprächen von Deutscher Bank und Commerzbank rückt eine Entscheidung näher. Münden die Sondierungsgespräche tatsächlich in konkrete Verhandlungen über einen Zusammenschluss? Und wird am Ende der von der Politik herbeigesehnte „nationale Champion“ geschmiedet?

Mitarbeiter und Kunden, Investoren und Aufseher erwarten Klarheit über den weiteren Kurs. In dieser Woche könnte es so weit sein: Ende März hatte Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner angekündigt, Deutschlands größtes Geldhaus wolle sich im Umfeld der Quartalszahlen zum Stand der Gespräche äußern. Der Dax-Konzern veröffentlicht seine Zwischenbilanz am Freitag, 26. April 2019.

Nach Einschätzung von Analysten dürfte die Deutsche Bank in den ersten drei Monaten des Jahres 2019 noch weniger verdient haben als im schon mageren Vorjahresquartal. Analysten rechnen im Schnitt mit 55 Millionen Euro Gewinn. Im ersten Quartal 2018 hatte das Institut 120 Millionen Euro Gewinn ausgewiesen nach 575 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Zum Vergleich: Die größte US-Bank JPMorgan Chase steigerte im Zeitraum Januar bis Ende März 2019 ihren Überschuss auf den Rekordwert von 9,2 Milliarden Dollar (8,1 Mrd. Euro).

Rettet die Commerzbank die Deutsche Bank? In einer größeren Einheit könnten auf Dauer die Kosten deutlich gedrückt werden – dies allerdings wahrscheinlich auch über den Abbau Tausender Jobs und Filialschließungen. Zusammen haben Deutsche Bank und Commerzbank bundesweit gut 1500 Filialen – ohne die Postbank-Standorte. Manche der Geschäftsstellen befinden sich in Laufnähe zur derzeitigen Konkurrenz – und könnten daher auf die Streichliste kommen.

Kräfte zu bündeln dürfte aus Sicht des Managements auch beim Thema Digitalisierung sinnvoll sein. Auf einer gemeinsamen Plattform könnten künftig mehr als 30 Millionen Privatkunden in Deutschland bedient werden, auch im Firmenkundengeschäft hätte ein größeres Institut mehr Schlagkraft gegenüber der Konkurrenz.

Eine implizite Staatsgarantie hätte ein vereinigtes Institut aller Voraussicht nach auch – was bei der Aufnahme frischer Gelder am Markt helfen würde.

Große Widerstände gegen eine Fusion gibt es in der Belegschaft beider Häuser. Der Gesamtbetriebsrat der Commerzbank hatte den Vorstand des teilverstaatlichten Instituts bereits Ende März aufgefordert, das Fusions-„Abenteuer“ zu beenden. Das Vorhaben habe „im Management, bei den Mitarbeitern, in den Gremien, bei den Kunden unserer Bank wie auch in der Gesellschaft keinen Rückhalt“, schrieben die Arbeitnehmervertreter in einer „Protestnote“.

Ein klares „Nein“ gab es auch von Mitarbeitern im Deutsche-Bank-Konzern, die sich an einer Umfrage des dortigen Gesamtbetriebsrats beteiligten: Knapp 70 Prozent der 7840 Teilnehmer wollen demnach keine Übernahme der Commerzbank.

Alleine entscheiden werden die Vorstandsgremien um Christian Sewing (Deutsche Bank) und Martin Zielke (Commerzbank) am Ende nicht. Die Manager müssen die Bankenaufseher von Europäischer Zentralbank (EZB), Bafin und Bundesbank mit einem tragfähigen Geschäftsmodell überzeugen, das auf lange Sicht höhere Erträge verspricht. Zustimmen müssen auch die Aktionäre – und die stehen nach bisherigen Einlassungen nicht einmütig hinter dem Projekt.