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Diebstahl Noch ein Grab-Raub in Magdeburg

Unbekannte haben in Magdeburg noch ein Grab bestohlen. Wieder wurde Metall entwendet.

Von Rainer Schweingel 16.03.2020, 00:01

Magdeburg l Grabräuber haben auf dem Südfriedhof in Magdeburg nicht nur die Ruhestätte des Magdeburger Industriellen Hermann Gruson bestohlen. Auch ein Nachbargrab ist betroffen. Dort liegt der Gründer einer der ältesten noch existierenden Magdeburger Firmen.

Als Renate Kupfer den Volksstimme-Bericht über den Diebstahl eines Kupferkranzes vom Grab des Gewächshaus-Gründers Hermann Gruson las, kam bei ihr wieder alles hoch. Denn Ende Januar hatte sich ein Unbekannter auch am Grab für die Verstorbenen ihrer Familie zu schaffen gemacht. Ein verzierter Blumenkasten mit Kupferverkleidung wurde gestohlen und vermutlich irgendwo zu einem Händler gebracht und zu Geld gemacht.

Damit ist ihrer Familien nahezu dasselbe widerfahren wie den Hinterbliebenen von Hermann Gruson. Er und weitere verstorbene Nachfahren sind nur ein paar Meter weiter in einem repräsentativen Grab bestattet. Dort hatten Ende Februar Unbekannte Teile eines gestalteten Metallkranzes herausgebrochen und mitgenommen. Anzeige wurde in beiden Fällen erstattet. Ergebnisse liegen noch nicht vor.

„Ich frage mich nur, wer so etwas macht. Das ist furchtbar“, schimpft Renate Kupfer. Etwa seit 1900 besteht die Familiengrabstätte an der Mauer des Südfriedhofes. Kupfers, die hier liegen, gehören zu den Gründern einer der traditionsreichsten Magdeburger Unternehmerfamilien.

Seit 1851 stehen sie in der vierten und fünften Generation für Handel und Produktion von Farben und Anstrichstoffen und seit 1990 für Bodenbelagsarbeiten und Kunststoffbeschichtungen. Seit der Firmengründung hätten fünf Generationen in den krisenreichen Zeiten des vergangenen Jahrhunderts die Tätigkeit des Unternehmens den wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten anpassen müssen, sagte Renate Kupfer.

Deswegen sei es ihr und ihrer Familie auch sehr wichtig, die Ruhestätte würdig zu gestalten und in Ehren zu halten. „Wir haben die Grabstätte nach der Wende 1990 zurückgekauft und sehr gepflegt gehalten. Wir können nicht verstehen, dass es Menschen gibt, die sich daran zu schaffen machen. Das gilt ja nicht nur für unsere Ruhestätte, sondern auch für viele andere Gräber“, so Renate Kupfer.

Aufgeben will sie aber nicht. Stattdessen suchte sie den Kontakt zum Förderverein der Gruson-Gewächshäuser, der sich auch um die Ruhestätte des einstigen Mäzens Hermann Gruson (1821-1895) kümmert. Ein Vereinsmitglied hatte jüngst eine Belohnung von 500 Euro zur Aufklärung des Grabraubes ausgesetzt. „Ich werde mich daran beteiligen“, kündigte Renate Kupfer an und nahm inzwischen schon Verbindung zu den Gruson-Freunden auf.

Die weitere Entwicklung will sie nun abwarten. Renate Kupfer: „Ursprünglich hatte ich vor, von einem Fachmann die Beschädigungen reparieren und ersetzen zu lassen. Daran will ich eigentlich auch festhalten. Aber als ich vom Diebstahl am Nachbargrab erfuhr, bin ich skeptisch geworden. Ich will mit den Reparaturen nicht die Vorlage für den nächsten Diebstahl liefern."