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Hetze im Netz - Wenige reagieren auf Hasskommentare

Ein Großteil der deutschen Internetnutzer empfindet Hasskommentare als wachsendes Problem. Wer sie bemerkt, ignoriert sie allerdings meistens. Strafanzeigen und Gegenrede kommen meistens von direkt Betroffenen.

25.12.2015, 08:00

Berlin (dpa/tmn) - Hasskommentare im Netz sind längst keine Randerscheinung mehr. Jeder neunte Internetnutzer in Deutschland war laut einer aktuellen Bitkom-Umfrage schon Ziel solcher Übergriffe, wurde beleidigt, bedroht oder in anderer Weise persönlich angegangen.

Rund drei Viertel der Befragten (77 Prozent) hat nach eigenen Angaben einen starken Anstieg von Beleidigungen und Hetze im Netz festgestellt, jeder Zehnte (10 Prozent) immerhin einen leichten Anstieg. Die Mehrheit betrachtet den Hass im Netz als echtes Problem. Acht von zehn Befragten (79 Prozent) fürchten, dass aus digitalem Hass eines Tages echte Gewalt werden könnte, sieben von zehn (72 Prozent) fürchten eine Vergiftung des gesellschaftlichen Klimas. Als Lösungsansätze wünschen sich die Befragten etwa: bessere Informationen zum Verhalten im Netz (86 Prozent), Sperrung von aggressiven Nutzern (80 Prozent), Abschalten von Kommentarfunktionen bei Bedarf (77 Prozent), mehr Gegenrede durch andere Kommentatoren (72 Prozent) und mehr Einsatz der Strafverfolgungsbehörden (70 Prozent).

Bei allem Problembewusstsein ist die Masse der Netznutzer Hasskommentaren gegenüber aber nach wie vor ziemlich passiv. Zumindest solange sie nicht selbst betroffen sind. Fast acht von zehn Nutzern (77 Prozent) reagieren nämlich nicht aktiv auf bemerkte Hetze oder Beleidigungen. Meldung an den Seitenbetreiber erstatten 16 Prozent, jeder Vierzehnte (7 Prozent) hält mit eigenen Beiträgen dagegen. An Polizei oder Staatsanwaltschaft wendet sich jeder Hundertste (1 Prozent).

Betroffene von Hetze und Beleidigung wenden sich in mehr als jedem zweiten Fall (52 Prozent) an Seitenbetreiber, etwa ein Drittel (28 Prozent) schreibt auch aktiv gegen Hetze an. Jeder fünfte Nutzer (19 Prozent) wendet sich an die Behörden.