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Unkonventioneller Verteidiger "Wie ein Kind": Moritz Müller ist DEB-Kapitän bei der WM

"MoMüller" ist erstmals bei einer WM Kapitän des deutschen Eishockey-Teams. Der Schwiegersohn des früheren Fußball-Profis und -Managers Thomas Eichin zeigt auch abseits des Eises klare Kante.

Von Carsten Lappe, dpa 10.05.2019, 10:11

Kosice (dpa) - "Moritz Müller ist wie Kind". So lautet die Antwort von Eishockey-Bundestrainer Toni Söderholm auf die Frage, warum er den Abwehrspieler der Kölner Haie als Kapitän für die Weltmeisterschaft auserkoren hat.

Was Söderholm meint, ist die kindliche Begeisterung, die sich der 32-Jährige bis heute bewahrt hat. "Diese Freude und Begeisterung. Er ist immer voll dabei. Er bereitet sich für jede Übung, für jedes Training voll vor. Er ist immer bereit, sich für die Mannschaft reinzuwerfen", lobte Söderholm seinen Kapitän im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur vor dem WM-Start am 11. Mai gegen Großbritannien (16.15 Uhr/Sport1 und DAZN).

Vor allem aber ist "MoMüller" einer der spannendsten, wenn nicht der spannendste Charakter im deutschen WM-Team. Der Schwiegersohn des früheren Fußball-Bundesliga-Profis und -Manager Thomas Eichin ist stark von seiner turbulenten Kindheit geprägt worden. "Meine Mutter ist verstorben, da war ich vier. Von da an waren mein Vater und ich auf uns allein gestellt. Mein Vater hat mir ein unkonventionelles Leben vorgeführt, es waren wilde Zeiten", offenbarte Müller vor einigen Wochen im Interview der "Süddeutschen Zeitung".

Das Bewusstsein, Dinge auch abseits des Mainstreams angehen zu können, steckt noch immer in ihm. Das, was er sagt, hat Substanz. Der Olympia-Silbermedaillengewinner von 2018 gilt als Inbegriff dessen, was gemeinhin als "mündiger Spieler" bezeichnet wird.

Als seine Haie im Januar vor knapp 50.000 Menschen in der Kölner Fußball-Arena an einem Samstag gegen den Erzrivalen Düsseldorfer EG in der Bundesliga-Winterpause spielte, war davon am Abend nichts im ZDF-"Sportstudio" zu sehen. Der Sender erklärte dies später mit technischen Gründen. Der Beitrag sei eigentlich geplant gewesen.

Müller wurmte es dennoch. So sehr, dass er in den sozialen Medien Kritik äußerte. Diese verschaffte ihm ein Publikum, dass der Haie-Kapitän in einem folgenden Interview-Marathon nutzte, um auf seiner Meinung nach alle Missstände im deutschen Eishockey aufmerksam zu machen: die mangelhafte Ausbildung junger deutscher Spieler, die TV-Situation und eine fehlende Spielgewerkschaft etwa. Dies verschaffte ihm Respekt.

Für das Nationalteam ist Müller aber vor allem eins: verlässlich. "Moritz ist immer bereit, für Deutschland zu spielen, das muss man auch respektieren", sagte Söderholm. "Man muss Glück haben, dass man auch gesund ist zur richtigen Zeit", sagte Müller der dpa dazu. "Ich habe auch zwei WMs verpasst in meinen frühen Jahren." Seit 2013 aber gehört der kompromisslose Arbeiter zum Inventar des Nationalteams.

Die jährliche WM nach einer langen Saison mit 56 Vorrundenspielen und eventuell folgenden Playoffs mit maximal 24 weiteren Partien in der Deutschen Eishockey Liga sind nicht immer per se ein Vergnügen. Müller aber kommt verlässlich. Selbst im vergangenen Jahr, als seine Frau hochschwanger war. Das zweite Kind der Müllers aber kam planmäßig - nach der WM. "Das war natürlich ein bisschen knapp. Das hätte dann vielleicht nicht jeder gemacht", meinte Müller selbst.

"Aber ich empfinde es immer als große Ehre. Ich denke mir, dass die Karriere zu zeitlich begrenzt ist, um so Sachen abzusagen." Zurücktreten aus der DEB-Auswahl will Müller nie. Der gebürtige Frankfurter will spielen, bis er als "zu schlecht rausfällt". Angesichts des Mangels an guten deutschen Verteidigern könnten noch einige WM-Turniere hinzukommen.

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