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TV-Tipp Kommissar Marthaler ermittelt wieder im ZDF

Ein Journalistenmord, Korruption bei der Polizei, politischer Filz: Die neue Folge der "Marthaler"-Reihe im ZDF beackert viele Themen, beeindruckt aber vor allem aufgrund der hochkarätigen Darsteller.

Von Johannes von der Gathen, dpa 10.09.2017, 22:59

Berlin (dpa) - Er ist der ruppige Streuner unter den oft glatt gebügelten TV-Ermittlern. Kommissar Robert Marthaler, gespielt von Matthias Koeberlin ("Charité"), liebt die Nacht, den Rotwein und die Großstadt am Main. Dann kurvt er mit seinem alten Mercedes-Benz durch die Straßen von Frankfurt.

Seit 2012 ermittelt dieser renitente Straßenköter mit Dienstmarke erfolgreich im ZDF. Und die Zuschauer mögen den kantigen, eigenwilligen Kommissar, der lieber Parka als Anzug trägt. Für seinen letzten Fall "Engel des Todes" (2016) interessierten sich 6,05 Millionen Zuschauer. In dem neuen, mittlerweile fünften Film "Die Sterntaler-Verschwörung", der am Montag (11.09.) um 20.15 Uhr im ZDF läuft, bekommt es Marthaler mit einem mächtigen Gegner aus den eigenen Reihen zu tun. Und privat läuft bei ihm gerade auch einiges schief.

In einem Hotel im Frankfurter Bahnhofsviertel wird eine Enthüllungsjournalistin ermordet. Bevor Marthaler und sein Team die Ermittlungen aufnehmen können, werden sie von dem LKA-Beamten Rotteck (aalglatt: André Hennicke) zurückgepfiffen. Stattdessen sollen sie den vermeintlichen Selbstmord des pädophilen Landtagsabgeordneten Johann von Münzenberg (Hans Peter Hallwachs) aufklären. Doch plötzlich scheint es Verbindungen zwischen beiden Todesfällen zu geben, und etliche Spuren führen in den ominösen Nachtclub "Sterntaler", in dem auch Politiker verkehren.

Marthaler kann sich diesmal nicht ganz freiwilligg auf seinen Job konzentrieren: Freundin Tereza (Ellenie Salvo Gonzales) hat ihn verlassen und ist kurzerhand nach Prag gezogen. "Du bist so verpackt in deine Mordkartons", lautet der lakonische Kommentar der Kunsthistorikerin zum Abschied, und dabei war die Hochzeit längst geplant. Ein wenig Trost findet der verlassene Bulle bei der Gerichtsmedizinerin Thea Hollmann (Mirjam Weichselbraun).

Gut, dass sich Marthaler ansonsten auf sein Team verlassen kann: Claudio Caiolo spielt wieder charmant den verlässlichen, rotweinliebenden Spurensammler Carlo, Jürgen Tonkel und Tim Seyfi sind die verlässlichen Kumpel-Kollegen, und als Neue im Team verkörpert Alice Dwyer eine ebenso zupackende wie sensible Kriminalistin. Ein sympathisches und unprätentiöses Team, dem man gerne bei der Arbeit zusieht.

Das Auspacken der "Mordkartons" gestaltet sich diesmal allerdings dramaturgisch eher schwach: Zu viele Verdächtige, Spuren, die ins Nichts führen, und ein Hauptverdächtiger, der von Beginn an bekannt ist: Richtig spannend ist das Strickmuster dieses TV-Krimis, der auf dem gleichnamigen Kriminalroman des Frankfurter Autors Jan Seghers basiert, diesmal nicht. Dafür reißt der Krimi zu viele Themen an, ohne eine klare Erzählstrategie zu verfolgen.

Trotzdem schaffen es Regisseur Züli Aladag und seine Drehbuchautoren Lancelot von Naso und Kai-Uwe Hasenheit, dass wir 90 Minuten lang aufmerksam zuschauen: Und das liegt dann einfach an diesem etwas verrückten Typen Robert Marthaler, den Matthias Koeberlin wieder einmal überzeugend verkörpert.

Kommissar Marthaler: Die Sterntaler-Verschwörung