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TV-Tipp Wir lieben das Leben

Eine chaotische Klasse mit unkonventionellen Mittel bändigen - spätestens seit dem Kinoerfolg "Fack ju Göhte" ist klar, wie man das erfolgreich in Szene setzt. Das ZDF versucht es nun auf eigene Weise.

Von Marco Krefting, dpa 25.04.2018, 23:01

Berlin (dpa) - Dass es einen Unterschied zwischen Kassenschlagern in Kinos und Fernsehunterhaltung im ZDF gibt, wird am Donnerstagabend deutlich sichtbar.

Um 20.15 Uhr zeigt der Mainzer Sender den Film "Wir lieben das Leben" - mit Petra Schmidt-Schaller in der Rolle der Lehrerin Maria Kowalke eigentlich ganz gut besetzt. Doch trotz vieler Konflikte und ernster Themen, die die Tragikomödie anschneidet, ist nicht viel mehr als seichte Abendunterhaltung dabei herausgekommen.

Getrennt von ihrem Mann und im Clinch mit ihrem Vater sucht Kunst- und Englischlehrerin Kowalke dringend einen neuen Job. An einer Schule, die schon bessere Tage gesehen hat, stellt man sie ein - allerdings für Musik. Ihre scheinbar einzige Aufgabe: aufmüpfige Zehntklässler bändigen.

Wie man mit quengeligen Schülern auf unkonventionelle Weise fertig wird und nebenbei sein eigenes Leben auf halbwegs geordnete Bahnen lenkt, hat der dreiteilige Kinoerfolg "Fack ju Göhte" mit Elyas M’Barek in der Hauptrolle gezeigt. Der ZDF-Film reicht da weder in puncto Humor noch in Sachen überraschende Story heran. Beispiel: Als Kowalke einem der Teenager eine Getränkedose wegnimmt und stattdessen eine Flasche Wasser hinhält, fragt der: "Was'n das?"

Die Autorinnen Gabriela Sperl und Lena May Graf haben der Lehrerin neben Stress in der Schule und mit dem Ex noch einen nervenraubenden Konflikt mit ihrem Vater ins Buch geschrieben. Der pensionierte Oberst Max Schellinger (Günther Maria Halmer) soll gegen seinen Willen in eine Seniorenresidenz einziehen. Obwohl das Verhältnis der beiden mehr als angespannt ist - er hat die Familie früh verlassen, sie ihn weder über ihre Hochzeit noch über den Tod der Mutter informiert - flüchtet er sich die ersten Tage immer wieder zu seiner Tochter.

Missmutig bemängelt er Disziplin und Anstand in der Gesellschaft, die den Bach runtergehe: "Warum erwarten eigentlich immer alle, glücklich zu sein? Als wenn uns das Leben was schulden würde." Sich selbst nennt er einen besorgten Bürger, kümmert sich um Recht und Ordnung. Im Heim stößt er auf die frühere Schriftstellerin Mechthild Singer (Hildegard Schmahl), die ebenfalls zynisch kommentiert: "Die einzige Aufgabe, die wir noch zu bewältigen haben, ist zu sterben." Der bissig-giftige Unterton, mit dem die gelähmte Diva dauernd spricht, ist noch das Lustigste an dem neunzigminütigen Streifen.

Ein Thema ist dann auch noch die Geschichte um ein unterernährtes Mädchen, was Kowalke zum Anlass für ein privat finanziertes Schulobst-Programm nimmt, und die Geschichte um einen Drittklässler, der aus irgendwelchen Gründen die Tage auf dem Jungeklo in der Schule seines älteren Bruders verbringt. Wie es der Zufall so will, trifft er auf den miesepetrigen Oberst Schellinger und erweicht plötzlich dessen Herz. So verworren manche Teile der Handlung sind, so schnell schneidet Regisseurin Sherry Hormann die Sequenzen an einigen Stellen.

Ähnlich wie in der "Fack ju Göhte"-Reihe folgt auch im TV-Film die glückliche Wendung. Oberst Schellinger legt einen Gemütswandel um 180 Gard hin. Und dann folgt die Schulaufführung, für die die Klasse den Vicky-Leandros-Hit "Ich liebe das Leben" neu interpretiert hat.

Wir lieben das Leben