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Feuerwehr Kein Gerätehaus auf „grüner Wiese“

Wernigerodes Stadträte liebäugeln mit einem Gerätehaus auf der "grünen Wiese". Aus Minsleben kommt heftige Gegenwehr.

Von Ivonne Sielaff 25.11.2017, 00:01

Wernigerode l Für Minslebens Wehrleute sind es gerade aufregende Tage. Jahrelang fühlten sie sich mit ihren Sorgen mehr oder weniger allein gelassen. Und jetzt auf einmal überschlagen sich die Ereignisse um das Feuerwehrgerätehaus.

Fakt ist, die Brandschützer müssen umziehen – besser bald als später. Ihr Domizil ist viel zu klein für die 23 Mann starke Truppe. Und nicht nur das: Die Feuerwehr-Unfallkasse hat etliche Sicherheitsmängel festgestellt. Aber wohin, das ist die Frage, die nicht nur die Minslebener, sondern inzwischen auch viele Wernigeröder beschäftigt. Der Stadt liegt ein Mietangebot der Familie Harsing vor. Für eine hohe fünfstellige Jahresmiete wollen die Harsings der Feuerwehr eine leerstehende Werkshalle am Ortseingang von Minsleben überlassen. Die Eigentümer haben sogar angeboten, das Gebäude normgerecht auszubauen. Die Alternative wäre ein Neubau.

Mit den Haushaltsdiskussionen müsse eine Entscheidung getroffen werden, sagte Ordnungsdezernent Volker Friedrich kürzlich gegenüber der Volksstimme. „Irgendwas muss passieren. Die Zustände sind auf Dauer nicht haltbar“, so Friedrich. Und Baudezernent Burkhard Rudo versicherte in der jüngsten Stadtrats-Sitzung, dass die Verwaltung den Stadträten noch 2017 einen Grundsatzbeschluss zur Entscheidung vorlegen werde.

Nun schalten sich auch Wernigerodes Lokalpolitiker ein. Wenn, dann richtig, heißt es von Matthias Winkelmann. Dem CDU-Stadtrat schwebt ein Multifunktionbau am Sportplatz zwischen Minsleben und Reddeber vor. Das habe Synergieeffekte, so Winkelmann. Der Neubau könne den Sportlern sowie den Brandschützern aus Minsleben und Reddeber als Domizil dienen. Auch Thomas Schatz (Linke) ist ein Freund dieser Idee. „Diese Lösung wäre feuerwehrfachlich absolut einleuchtend“, so Schatz am Donnerstag in der Sitzung des Finanzausschusses. Für die Feuerwehr Reddeber, die vor einem Jahr noch kurz vor der Auflösung stand, könnte dieses Projekt eine „motivierende Wirkung“ haben.

Doch Schatz und Winkelmann haben ihre Rechnung ohne die Minslebener gemacht, die sich vehement gegen einen Neubau auf der „grünen Wiese“ wehren und die Mietvariante bevorzugen.

„Die Feuerwehr gehört ins Dorf“, heißt es in einem Schreiben, das Ortswehrleiter Frank Siedenberg an alle Fraktionschefs und an die Volksstimme geschickt hat. Zum einen seien die Anfahrtswege zum Sportplatz zu lang für die Kameraden, die ihr Gerätehaus im Moment fußläufig in zwei bis drei Minuten erreichen würden. Siedenberg sieht die festgelegte Ausrückezeit von zwölf Minuten in Gefahr. Gleichzeitig weist er auf die Jugendarbeit hin. „Die Kinder müssten bei Wind und Wetter über offenes unbeleuchtetes Gelände. Das kann nicht sein.“ Zudem befürchtet Minslebens Wehrchef, dass die Feuerwehr aus dem Ort herausgezogen wird. „Wir wollen den Bürgern ein helles, offenes und freundliches Feuerwehrhaus präsentieren, was vielleicht zur Mitarbeit anregt. Wir möchten uns nicht außerhalb abschotten.“ Er hofft, dass sich die Stadträte nicht für den Standort Sportplatz oder einen anderen außerhalb des Ortes entscheiden.

Bei Stadtrat André Weber (CDU) hat Siedenbergs Appell Wirkung gezeigt. „Ich warne davor, dass wir der freiwilligen Feuerwehr etwas überhelfen, was gar nicht gewollt ist“, sagte Weber im Finanzausschuss. Damit sei niemandem geholfen. „Wir können froh sein, dass sie sich so engagieren.“