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Stigma bewältigen Für ungewollt Kinderlose gibt es Beratungsangebote

In Deutschland ist laut Bundesfamilienministerium fast jedes zehnte Paar zwischen 25 und 59 Jahren ungewollt kinderlos. Eine Studie zeigt, dass die Zahl derjenigen steigt, die sich deswegen diskriminiert fühlen.

09.09.2020, 16:26

Berlin (dpa) - Viele Paare wünschen sich ein Kind, doch der Wunsch bleibt unerfüllt. Einer aktuellen Studie zufolge findet rund jeder zweite Betroffene, dass ungewollte Kinderlosigkeit heute stigmatisiert wird - etwa genauso viele sehen darin ein gesellschaftliches Tabuthema.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) will deshalb betroffenen Paaren Mut machen und über Unterstützungsangebote aufklären. Häufig herrsche Unkenntnis, wer psychosoziale Kinderwunschberatungen anbiete, wo Stellen zu finden seien und was die Paare dort erwarte, hieß es nun von ihrem Ministerium.

Viele betroffene Paare blieben mit ihren Sorgen und Nöten alleine, weil sie sich unverstanden und ausgegrenzt fühlten, schrieb Giffey bei Facebook. "Kinderlosigkeit ist kein Makel, Kinderlosigkeit ist kein Tabu." Die SPD-Politikerin wies darauf hin, dass es Beratungsmöglichkeiten und auch finanzielle Zuschüsse für Behandlungskosten bei Kinderlosigkeit gibt.

Bis zum Jahresende werden sich Giffey zufolge zehn Bundesländer einer entsprechenden Bundesinitiative angeschlossen haben. "Ich setze mich nachdrücklich dafür ein, dass sich auch die übrigen Bundesländer beteiligen, damit ungewollt kinderlose Paare flächendeckend im Bundesgebiet Zuschüsse bekommen können."

Für die Studie "Ungewollte Kinderlosigkeit 2020", über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe zuerst berichtet hatten, wurde unter anderem untersucht, wie groß der Anteil der 20- bis 50-Jährigen ist, die keine Kinder haben, aber gern welche hätten. Dieser sei im Vergleich zu 2013 von 25 auf 32 Prozent "erheblich gestiegen". Von allen ungewollt Kinderlosen haben dem Bericht zufolge 25 Prozent der Frauen und 20 Prozent der Männer eine Ärztin oder einen Arzt aufgesucht, um abklären zu lassen, ob die Kinderlosigkeit bei ihr oder ihm organische Ursachen hat.

Rund die Hälfte der ungewollt Kinderlosen sind dem Bericht zufolge der Auffassung, ungewollte Kinderlosigkeit sei heutzutage seitens der Bevölkerung stigmatisiert oder sei ein gesellschaftliches Tabuthema. Fast ein Drittel der Betroffenen sagt sogar, "Kinderlosigkeit bedeutet für mich gesellschaftliche Abwertung" (+17 Prozent im Vergleich zu 2013). Gestiegen sind auch Zweifel und Bedenken gegenüber einer medizinischen Behandlung zur Erfüllung des Kinderwunsches. Giffey warb dafür, sich zumindest beraten zu lassen: "Die Fachkräfte der Kinderwunschberatung können hier ein ganz wichtiger Begleiter werden. Niemand muss Hemmungen haben, eine solche Beratung in Anspruch zu nehmen", sagte sie den Funke-Zeitungen.

© dpa-infocom, dpa:200909-99-494665/2

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