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Signale erkennen Gewalt in der Pflege hat viele Facetten

Menschen zu pflegen, das kann purer Stress sein. Dies rechtfertigt zwar weder Grobheiten noch Beleidigungen - weil das Problem dennoch besteht, mahnen Pflegeexperten zu Sensibilität und Prävention.

11.08.2020, 10:57

Berlin (dpa/tmn) – Handgreiflichkeiten, böse Worte, beschränkte Freiheit: Gewalt in der Pflege kann viele Gesichter haben. Und sie ist ein verbreitetes Problem, das sowohl von Mitbewohnern als auch von Pflegenden ausgehen kann.

Mutmaßlich blieben viele Vorfälle unbemerkt, weil die Anzeichen oft nicht direkt ersichtlich sind und Betroffene oft nicht darüber reden möchten oder können, erklärt das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP). Darum ist es umso wichtiger für Angehörige und Pflegekräfte, sensibel für bestimmte Signale zu sein.

Auswirkungen auf Körper und Psyche

Dazu zählen körperliche Blessuren wie Schwellungen, Druckstellen, Kratzer und blaue Flecken. Schmutzige Kleidung oder blutige Wäsche sind weitere Auffälligkeiten, denen man auf den Grund gehen sollte. Auch das Verhalten kann ein Indiz sein: Ist jemand plötzlich ängstlich, scheu, schreckhaft, teilnahmslos, aufgewühlt, aggressiv oder verwirrt, kann das auf Gewalt hindeuten, erklärt das ZQP in neuen Arbeitsmaterialen für Menschen in Pflegeberufen, die online kostenlos zur Verfügung stehen.

Man sollte sich klarmachen, dass Gewalt viele Facetten hat: Sie reicht von Spucken oder grobem Anpacken über Freiheitsbeschränkungen – durch Anschnallen zum Beispiel – bis hin zu respektlosem Verhalten oder Bevormundung, etwa in finanziellen Angelegenheiten.

Bei Verdacht behutsam vorgehen

Bei einem Verdacht gilt es unter anderem, behutsam vorzugehen und Betroffene allein darauf anzusprechen. Warum-Fragen vermeidet man in solchen Gesprächen. Pflegebedürftige, die Gewalt erfahren, haben oft Ängste, Schlafstörungen oder Ohnmachtsgefühle.

Es gibt verschiedene Ursachen, die dazu führen können, dass Pflegekräfte oder pflegende Angehörige Arten von gewalttätigem Verhalten zeigen – emotionale Erschöpfung, fehlende Unterstützung, starre Arbeitsabläufe, mangelndes Wissen über Krankheitsbilder oder fehlende Strategien zur Deeskalation zählen laut ZQP dazu.

Umso wichtiger sei es, Überlastungsanzeichen bei sich selbst zu erkennen: Reizbarkeit, Empathieverlust, Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme zum Beispiel. Gegebenenfalls sollte man die Belastung reduzieren. Es gibt weitere Optionen zum Gegensteuern - Fortbildungen etwa.

Um für das Thema zu sensibilisieren, seien besonders die Einrichtungen und das dortige Führungspersonal gefragt, betont das ZQP. Von ihnen müssten die Veränderungsprozesse ausgehen.

© dpa-infocom, dpa:200811-99-124599/2

ZQP: Konkrete Hinweise zu Gewaltprävention

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