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Erziehungs-Tipp Was tun, wenn sich das Kind öffentlich selbst befriedigt?

Eltern sind irritiert, wenn sie sehen, dass sich ihr Kind selbst Lust verschafft. Das ist zwar ganz natürlich, sollte aber nicht vor anderen passieren. Doch wie sag ich's meinem Kind?

21.08.2020, 03:14
Fredrik von Erichsen
Fredrik von Erichsen dpa

Fürth (dpa /tmn) - Es passiert im Kindergarten, auf dem Spielplatz oder mitten auf einer Familienfeier: Das Kind fängt plötzlich an, seine Genitale zu stimulieren - manchmal mit der Hand, aber auch mit Gegenständen oder durch Rumzuckeln mit verschränkten Beinen. Eltern ist das unangenehm. Doch wie sollten sie reagieren?

"Eltern sehen das durch die Erwachsenenbrille und haben ein anderes Schamgefühl", erklärt Sozialpädagogin Dana Mundt. Sie arbeitet bei der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke) und erlebt oft in der Beratung, dass Eltern über kindliche Sexualität erst einmal verunsichert sind.

Den Körper zu erkunden, ist normal

"Dass Kinder ihren eigenen Körper entdecken, ist aber völlig normal", so Mundt. Es fange bereits bei Babys an, die über alle Sinne genießen. Mit rund zwei Jahren wird der eigene Körper nochmals interessanter. Damit gehe einher, dass sich die Kinder überall bewusster anfassen und erkunden, was sich schön anfühlt.

Für 3- bis 6-Jährige werden Doktorspiele mit Gleichaltrigen interessant. Kinder schauen auch ganz genau hin, ob Oma oder Opa, Mama oder Papa entdeckte Körperteile auch haben. Sie empfinden dabei keine Scham - denn Nacktheit gehört zur Familie.

Wenn sich das Kind in aller Öffentlichkeit selbst befriedigt, sollten Eltern erstmal tief durchatmen und versuchen, gelassen zu reagieren. Was in dem Moment gar nicht geht, ist loszurennen und das Kind vor versammelter Mannschaft zurechtzuweisen. "Unter keinen Umständen!", sagt die Pädagogin.

Zeitnah ein Vier-Augen-Gespräch führen

"Wenn ich sehe, dass sich ein Kind öffentlich stimuliert, sollte ich es dabei vor Blicken von anderen schützen, damit es nicht etwa noch ausgelacht wird", erklärt die Erziehungsexpertin. So könnten sich Eltern vor ihr Kind stellen oder es diskret wegdirigieren. Zeitnah sollten Eltern dann mit dem Kind ein ruhiges Vier-Augen-Gespräch führen.

Das könnte mit der Frage starten, ob es sich gut angefühlt hat. Dann erklärt man: "Das kannst du gerne machen - aber nicht vor anderen!" Weil es nun mal bestimmte Regeln gibt. Das sei ähnlich wie rülpsen, pupsen oder popeln - das mache man auch, wenn andere nicht dabei sind.

© dpa-infocom, dpa:200820-99-240077/2

Onlineberatung der bke