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Niederlage in Frankfurt "Gefühlt tot": Bayer derzeit weit entfernt vom Meistertitel

Die zweite Saisonniederlage nach einem Bundesliga-Höhenflug trifft Bayer Leverkusen hart. Die große Frage nach dem 1:2 in Frankfurt ist nun: Ist es nur ein Zwischentief oder wieder einmal der Anfang vom Ende der Titelambitionen von "Vizekusen"?

Von Andreas Schirmer, dpa 03.01.2021, 12:08
Michael Probst
Michael Probst AP-Pool

Frankfurt/Main (dpa) - Bayer Leverkusens Cheftrainer Peter Bosz war auch Stunden nach der Pleite in Frankfurt noch stinksauer und stark desillusioniert.

"Ich versuche, heute Abend noch ein bisschen Spaß zu haben, aber ganz ehrlich, den habe ich wirklich nicht", gab Bosz gegen Mitternacht im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF zu. Der 57-jährige Niederländer war nicht nur verärgert, sondern schrieb nach dem 1:2 (1:1) auch schon dem Traum vom Titelgewinn ab.

"Am Ende der Saison wird Bayern wieder die beste Mannschaft sein", sagte Bosz. "Eine Topmannschaft verliert nicht zweimal hintereinander." Vor der Winterpause unterlag die Werkself ebenso mit 1:2 gegen die Münchner. Nach dieser Last-Minute-Niederlage hatte der Coach auf die Frage, wer deutscher Fußball-Meister werde, noch mit mehr Humor geantwortet: "Bayer Leverkusen."

War es das für die "Vizekusener" schon wieder - oder erholen sie sich von diesem Zwischentief? "Wie wir gespielt und verteidigt haben, alles war schlecht. Ich habe die Siegermentalität nicht gesehen", kritisierte Bosz. Die Frankfurter hätten so viele Großchancen gehabt wie in den 30 Spielen vorher kein anderer Gegner. "Das heißt: Wir haben nicht wirklich auf dem Platz gestanden." Er hoffe, dass man "alles in diesem einen Spiel für die ganze Saison" erlebt habe und es nur besser werden könne. "Nächste Woche sind wir wieder da", betonte Bosz.

Selbstkritisch bis vernichtend beurteilten auch die Spieler ihre eigene Leistung. "Wir haben den letzten Schritt vermissen lassen, waren zu locker, zu entspannt bei den zweiten Bällen. Wenn man da oben stehen und sich halten will, muss man einen Schritt mehr machen", bemängelte Mittelfeldspieler Julian Baumgartlinger.

Vielleicht sei es der richtige Zeitpunkt, im neuen Jahr "einen Schuss vor dem Bug" bekommen zu haben. "Wenn man sich zu sicher fühlt, kann man jedes Spiel in der Bundesliga verlieren", meinte der Österreicher. "Vielleicht neigt man dazu, es geht nahtlos weiter." Nadiem Amiri schloss sich an. "Wir waren gefühlt tot. Es war keiner Spannung drin", sagte der 24-Jährige, der mit seinem genialen Führungstor (10. Minute) für den einzigen Lichtblick beim Bayer-Auftritt gesorgt hatte. Nach einem gefühlvollen wie sehenswerten Heber von Florian Wirtz schoss er mit der Hacke zum 1:0 ein. Für die Hessen erzielte Amin Younes (22.) den Ausgleich. Dass Edmond Tapsoba (54.) mit einem Eigentor die erste Leverkusener Auswärtsniederlage besiegelt, passte ins Bild.

Bei aller Enttäuschung demonstrierten die strauchelnden Senkrechtstarter der Saison aber auch Zuversicht, dass die Art und Weise des Auftritts am Main nur ein Ausrutscher gewesen sei. "Wir haben in der Kabine gesagt, dass wir uns nicht unterkriegen lassen", sagte Amiri. "Das gehört dazu, wir machen weiter."

Rudi Völler glaubt daran, dass es gut weitergehe. "Man hat trotzdem das Gefühl, dass es uns nicht aus der Bahn wirft", sagte der Leverkusener Sport-Geschäftsführer. "Der Unterschied zu Bayer vor zwei, drei Jahre ist, wir sind moralisch stark."

Immerhin stehen Bayer noch 20 Bundesligaspiele bevor. Nächster Gegner ist am Samstag Werder Bremen. Zudem hat Leverkusen die K.o.-Runde der Europa League erreicht und noch eine Titelchance im DFB-Pokal: Allerdings ist da am 12. Januar wieder Eintracht Frankfurt der Gegner. "Das nächste Spiel zu gewinnen, ist das Wichtigste", sagte Bosz. "Und wenn man das schafft, wird man Titel gewinnen."

© dpa-infocom, dpa:210103-99-881814/3

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