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Geschichte Kostbarer Schatz aus Kroppenstedt

Ein Silberpokal aus Kroppenstedt mit einer ganz besonderen Geschichte wird ins richtige Licht gerückt.

Von Uta Müller 14.06.2020, 01:01

Kroppenstedt l Ein schlichter Silberpokal steht im Fokus von Profifotograf Christian Tech. Die heimatgeschichtliche Kostbarkeit der Stadt Kroppenstedt wird Teil eines Bildbandes des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt sein.

Der Fotograf aus Fulda hat vor zwei Jahren die Fotos für einen Bildband seiner Wahlheimat geliefert. Deswegen kam der Verlag für eine weitere Zusammenarbeit auf ihn zu. Neben Architektur befinden sich auch Kunst und Kultur, Interieur, Portraits von Menschen, Industriefotografie und Hochzeiten in seinem Repertoire. Ungewohnte Perspektiven auf wohlbekannte Ansichten und Bauten machen seine Bilder so besonders. Christian Tech stammt ursprünglich aus der Uckermark im Nordosten Brandenburgs und stellt den Silberpokal auf einem alten Ratsherrentisch im Heimatmuseum Kroppenstedt in Szene. Insgesamt vier Wochen reist er durch Sachsen-Anhalt und fotografiert unbekannte Schätze in den Museen. Gerade kommt er aus Wernigerode, wo er eine historische Schleppe aus dem Schloss fotografiert hat. „Ich habe mich ein bisschen in die Orte verliebt“, zeigt sich Tech begeistert. Früher wäre er nie auf die Idee gekommen, historische Fachwerkstädte zu besuchen, gibt er zu. Mittlerweile lebt er in der Barockstadt Fulda.

Nach Kroppenstedt geht es weiter nach Ballenstedt. Die vorläufig letzte Station für den 39-Jährigen wird in Halle sein. Am Ende werden die Bilder der Kunstschätze in einem Bildband des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt zusammengeführt und präsentiert.

Museumsmitarbeiterin Heike Wolter hat sich mit dem Exponat aus dem Heimatmuseum bei dem Buchprojekt beworben. „Es sollte ein Stück aus der Ausstellung oder dem Depot mit einer kleinen Geschichte dazu sein“, erklärt Heike Wolter.

Der sogenannte „Kroppenstedter Vorrat“ ist ein alter 26 Zentimeter hoher Silberpokal, der „Willkommen“ oder auch „Vorrat“ genannt wird. Der Griff des Deckels besteht aus einer Figur, die einen Schäfer mit seinem Hund darstellt. Der Schäfer trägt einen großen, breitkrempigen Hut, einen offenen Mantel und Pumphosen, wie sie auch von den Kroppenstedter Reitern getragen wurden. Hinzu kommen Schulterriemen, Horn und Schäferstab. Der Hund steht zu seinen Füßen und sieht zu seinem Schäfer auf. Im Inneren des Deckels sind in einem Kreis 14 Kinder dargestellt, 13 liegen in einer Wiege, das vierzehnte Kind liegt in einer „Mulde“ oder „Molle“.

Zusammen mit der Beschreibung des Pokals reichte die Museumsmitarbeiterin weitere Anekdoten rund um das Trinkgefäß ein. In einem alten Protokollbuch sei zu lesen, dass König Christian IV. von Dänemark und Norwegen aus dem Pokal einen Ehrentrunk entgegen nahm, sagt Heike Wolter. Der Monarch weilte der Überlieferung nach am 15. Oktober 1596 in Gröningen bei seinem Schwager Heinrich-Julius, Herzog von Braunschweig und Lüneburg und postuliertem Bischof von Halberstadt.

Desweiteren taucht der Pokal in einer Reisebeschreibung aus dem Jahr 1659. Auch den Gebrüdern Jacob und Wilhelm Grimm wurde diese „absonderliche Geschichte“ zugetragen und sie nahmen sie sogar in ihrem Sagenbuch auf. Leicht abgewandelt wurde aus dem Schäfer ein Kuhhirte, dem in Kroppenstedt vierzehn Kinder – alles Jungs – von zwölf Frauen geboren wurden. Die Frauen waren jedoch nur auf dreizehn Babys eingestellt und weil die Wiegen nicht ausreichten, wurde der vierzehnte Junge in eine Wanne oder Mulde gelegt.