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Handball Häfner und der nächtliche Anruf

Kai Häfner wurde für die WM nachnominiert. Ein gutes Omen. Denn schon 2016 rückte Häfner nach - und Deutschland wurde Europameister.

Von Anne Toss 21.01.2019, 00:01

Köln l Zwischen Hoffnungen und deren Erfüllung liegt manchmal nur ein Telefonanruf. So war es zumindest bei Kai Häfner, Europameister von 2016, der von Bundestrainer Christian Prokop erst nicht für die WM nominiert wurde. Doch dann ploppte nach dem Vorrundenspiel gegen Frankreich die Handynummer von Team-Manager Oliver Roggisch auf seinem Handy auf. „Er hat zu mir gesagt, dass Steffen Weinhold eventuell etwas passiert ist. Und, dass er sich wieder meldet“, erinnert sich Häfner. Und das tat Roggisch dann auch, „spät in der Nacht irgendwann“. Da hat Häfner also erfahren, dass er in Berlin vorbeischauen soll. „Geschlafen habe ich in dieser Nacht auf jeden Fall nicht mehr“, erzählt der 29-Jährige und lacht.

Mittlerweile ist er offiziell Teil des 16er-Kaders, hat den Platz von Franz Semper eingenommen und gleich am Sonnabend gegen Island (24:19) drei Tore erzielt. Da sich Steffen Weinhold eine leichte Adduktorenzerrung zugezogen hat, soll er im rechten Rückraum für Entlastung sorgen. Doch so sehr Häfner sich auch freut – leicht war die vorangegangene Situation für ihn nicht, obwohl er bereits bei der EM 2016 dasselbe durchgemacht hat. Da wurde Häfner nämlich ebenfalls nachnominiert.

„Es beschäftigt einen schon, wenn man die tolle Stimmung im TV sieht und nicht dabei sein kann“, sagt Häfner. Ein Déjà-vu habe er dennoch nicht gehabt. „Ich denke, das ist eher eine Geschichte, die die Medien gerne aufgreifen. Es ist eine andere Zeit als 2016. Und das Ding spielt sich auch nicht von alleine, wir müssen dafür was tun.“

Von Vorteil ist, dass er das Turnier für sich selbst trotz der ersten Absage nie gänzlich abgehakt hat. „Ich habe von Beginn an gesagt, dass ich mich bereithalte“, betont Häfner. Gehofft hat er also – aber dabei niemandem etwas Schlechtes gewünscht. „Natürlich will man nicht, dass sich jemand verletzt. Und ich kann mich auch gut in Franz (Anm. d. Red.: Franz Semper) hineinversetzen, der sicherlich enttäuscht ist. Des einen Freud, des anderen Leid. So ist das im Profisport“, sagt Häfner, der in der Bundesliga für die TSV Hannover-Burgdorf aufläuft.

Und gerade in dieser Saison ein Lied davon singen kann, wenn es darum geht, mit Enttäuschungen zurechtzukommen. In der Liga konnte Häfner aufgrund einer monatelangen Zwangspause in der Hinrunde kaum spielen. Eine Verletzung des unteren Bauchmuskels setzte ihn außer Gefecht. Auch deshalb fühlt sich seine Berufung in das DHB-Team für ihn wie ein „riesiges Geschenk“ an. „Und jeder, der mich kennt, weiß, dass ich alles geben werde“, fügt Häfner an.

Bundestrainer Christian Prokop ist von seiner Entscheidung überzeugt: „Ich wollte unbedingt Steffen Weinhold im Kader halten und bin dementsprechend froh, dass ich ihm auf diese Weise etwas Luft zur Regeneration verschaffen konnte. Denn Steffen kann für uns in den folgenden Spielen noch eine ganz bedeutende Rolle einnehmen“, erklärt Prokop. Franz Semper dagegen gehöre die Zukunft, merkt der Bundestrainer an. Letztlich habe überwogen, dass Häfner eben das Quäntchen mehr an Erfahrung mitbringe. Und „positive Energie“, wie Prokop sagt.

Der Linkshänder brennt auf jeden Fall schon auf das Spiel gegen Kroatien. „Für solche Spiele steht man jeden Tag auf und geht ins Training“, berichtet Häfner und grinst. Nach dem ersten Auftritt vor über 19.200 Zuschauern kann er es kaum erwarten. „Es kann losgehen“, sagt er und lacht.