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Rückkehr nach Schweden Weltklassehandballer Ekdahl du Rietz hört auf

Wie kann ein herausragender Sportler wie der Schwede Kim Ekdahl du Rietz vom Meister Rhein-Neckar Löwen mit nur 27 Jahren seine Karriere beenden? Ganz einfach: Handball macht ihn nicht mehr glücklich. Bei seinem Verein hinterlässt er eine kaum zu schließende Lücke.

Von Rudolf Schiffmann, dpa 08.06.2017, 10:17

Mannheim (dpa) - Nun kann er die Tage an einer Hand abzählen. Kim Ekdahl du Rietz weiß schon seit Monaten ganz genau, wie lange er noch Handballprofi ist, wie lange er seinen Alltag noch nach etwas richten muss, was ihn nicht mehr zu 100 Prozent glücklich macht.

Der Weltklasse-Spieler des Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen beendet am Samstag im Heimspiel gegen die MT Melsungen seine Karriere. Der Schwede macht Schluss, mit gerade einmal 27 Jahren - obwohl er gerade die wohl beste Saison seines Lebens gespielt hat.

Aber sein Entschluss steht, die Entscheidung ist unverrückbar - und Ekdahl du Rietz verlässt als deutscher Meister die große Bühne. "Mit so einem Erfolg meine Karriere abschließen zu können, ist einmalig, einfach perfekt. Ich könnte mir keinen besseren Augenblick vorstellen, um aufzuhören", sagt der Rückraumspieler, der sich vergangene Woche am Tag nach dem entscheidenden Sieg über den THW Kiel Videos und Bilder von der spontanen Meisterfeier anschaute. "Da sind mir die Tränen gekommen. Es war unglaublich schön. Aber mein letztes Spiel wird noch einmal etwas ganz anderes sein."

Ekdahl du Rietz weiß, dass es gegen Melsungen emotional werden wird - und dass er locker noch ein paar Jahre hätte weiterspielen können. "Aber Handball macht mich nicht mehr glücklich. Ich bin zufrieden, aber das reicht mir nicht. Deswegen höre ich auf", sagt der Schwede und gibt zu, dass das Leben als Handballprofi nichts mehr für ihn sei. Auch wenn es trotz des engen Terminplans viele Vorzüge bietet.

"Ich weiß, dass mit meinem Beruf viele Privilegien verbunden sind. Aber man sollte seinen Beruf lieben, das ist bei mir nicht mehr der Fall. Handball ist für mich kein Traumberuf mehr. Ich will aber das machen, was mir Spaß macht. Deswegen suche ich jetzt nach etwas Neuem, was mich erfüllt."

So ging es ihm schon seit längerer Zeit, doch der Rechtshänder machte immer weiter. "Es bedeutet mir schon etwas, bei den Rhein-Neckar Löwen zu spielen. Wenn ich etwas mache, möchte ich es auch richtig angehen. Das war schon immer so. Wenn ich diese Einstellung nicht gehabt hätte, wäre ich ja niemals bei diesem Verein gelandet." Nun aber ist er endgültig an dem Punkt angekommen, an dem er das alles nicht mehr will. Seinen Club trifft das hart.

Denn die Löwen verlieren in Ekdahl du Rietz nicht nur einen großartigen Spieler, sondern auch eine herausragende Persönlichkeit. Sein unbedingter Siegeswille zeichnete ihn immer aus, seine Klasse war ohnehin unbestritten. In dieser Saison kam noch eine enorme Konstanz hinzu. "Er wird uns fehlen, einer allein wird ihn nicht ersetzen können", sagte der Sportliche Leiter Oliver Roggisch.

Ekdahl du Rietz spielte einfach immer gut, meistens sogar überragend, und erklärt diese Topleistung mit der Aussicht auf sein Karriereende. "Diese Entscheidung hat mir noch einmal einen Kick gegeben, so eine Art Scheißegal-Gefühl", sagte der Rechtshänder.

Entgegen einer weit verbreiteten Meinung geht er allerdings nicht auf Weltreise, sondern bleibt erst einmal in seiner Heimat Schweden. Nach all den Strapazen und all dem Stress sehnt er sich einfach nach Ruhe - und nach Unabhängigkeit.

Kurzporträt auf Löwen-Homepage