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Jubiläum Bärenschinkenessen bleibt legendär

Das Bärenschinkenessen machte die Jeggelebener Ausflugsgastätte „Feine Sache“ einst republikweit bekannt. Nun feiert sie 65-Jähriges.

Von Henning Lehmann 23.10.2019, 10:43

Jeggeleben l Das ist ja eine „Feine Sache“, meinten die Bauern, als sie vor über 65 Jahren bei Firmengründer Rudolf Heitmann (1898 - 1966) in sein Jeggelebener Bahnhofslokal einkehrten und nicht gleich nach dem Umtrunk zahlen mussten. Denn der lustige Wirt nahm es mit der Bezahlung der Kundschaft nicht so genau und so mancher Strich auf dem Bierdeckel blieb offen. Geblieben ist bis heute der Name der beliebten Jeggelebener Ausflugsgaststätte. Ute Heinecke führt das Unternehmen seit 18 Jahren in dritter Generation. Mit einem Ostalgietag am Mittwoch, 23. Oktober, und am 2. November möchte die Enkelin von Firmengründer Rudolf Heitmann das 65-jährige Bestehen des Ausflugslokals mit ihrer treuen Kundschaft feiern. Dabei hat sich die Gastromonin etwas Besonderes einfallen lassen. Denn es soll alles so wie zu DDR-Zeiten sein, als die Gaststätte mit dem bekannten Bärenschinkenessen, das stets im November stattfand, repu-blikweit bekannt wurde. An die Zeit vor 1990 sind die Speisen angepasst. Während der beiden Veranstaltungen soll es typische Gerichte geben.

Gerichte, die jeder einstige DDR-Bürger nur zu gut kennt: Würzfleisch, Zungenragout, Soljanka oder Götterspeise mit Vanillesoße. Allerdings fehlt auf der Speisekarte der Bärenschinken. Die Abende, die stets im Spätherbst stattfanden, waren schon im Sommer immer ausverkauft. Daran erinnern sich noch die unzähligen Gäste, die in den 65 Jahren nach Jeggeleben kamen. Doch Bären leben aus tierschutzrechlichen Gründen schon lange nicht mehr in „Feine Sache“.

Aber zu den beiden bevorstehenden Events öffnet Ute Heinecke wieder die legendäre „Bärenhöhle“. „Es ist alles noch so wie zu DDR-Zeiten“, betont sie und öffnet voller Stolz die Schiebetür zu diesem Bereich. Dort können sich die Besucher nicht nur auf den präparierten Bären „Piefke“ freuen, sondern auch auf das „Affentraum-Getränk“ sowie die „Grüne Wiese“ und den Sekt mit Mandarinen und Ananas. Das war vor 1989 eine echte Rarität, die es in „Feine Sache“ aber gab.

Die Bärenzucht hat das Ausflugslokal Werner Fährmann (1921 - 1974) zu verdanken. Der Schwiegersohn von Rudolf Heitmann und Vater von Ute Heinecke kaufte 1961 den bekannten Braunbär „Piefke“ . Später folgten weitere Vierbeiner wie „Jette“, die zahlreiche Besucher aus der gesamten Republik anzogen und die Attraktivität der Gaststätte erhöhten. Zwar leben auf dem Areal keine Braunbären mehr, sondern nur noch Lamas und Esel, dennoch erfreut sich die Lokalität weiter großer Anziehungskraft. „In jüngster Zeit hat die Anzahl der Kundschaft wieder zugenommen. Besonders ältere Leute, die einst in Jeggeleben feierten, kehren an den Ort der schönen Erinnerungen zurück“, erzählt Ute Heinecke.

Sie ist in diesem Jahr 45 Jahre in dem Lokal beschäftigt und hofft, dass sie das runde Jubiläum von 50 Jahren noch ausgelassen feiern kann.

Die beiden Jubiläums-Veranstaltungen 23. Oktober und am 2. November erfolgen einige Monate nach dem eigentlichen Eröffnungstermin der Gaststätte. Denn die Einweihung des jetzigen Saalgebäudes erfolgte am Himmelfahrstag im Mai des Jahres 1954. „Es war der 26.“, erinnert sich Ute Heinecke.

In fünf Jahren stehen dann mit dem 70-jährigen Jubiläum der Ausflugsgastätte und dem 50-jährigen Dienst-Geburtstag von Ute Heinecke zwei Gründe zum Feiern an. Spätestens dann möchte die Firmeninhaberin die Geschäfte an die vierte Generation weitergeben. Tochter Simone würde sie dann übernehmen und die lange Gaststättentradition, die Rudolf Heitmann ins Leben rief, fortsetzen.